Quantcast
Channel: Apps – smart digits
Viewing all 95 articles
Browse latest View live

Mobile Publishing: Update Juni 2015

0
0

Auch wenn man gerade lieber am Badesee wäre als am PC, die Entwicklungen im mobilen Publizieren nehmen weder Rücksicht auf Wetter noch auf persönliche Befindlichkeiten. Denn auch in diesen Tagen kommen regelmäßig spannende Innovationen und überdenkenswerte Entwicklungen in einen ohnehin hochdynamischen Markt. Wir kommentieren wie jeden Monat die wichtigsten Trends und Tendenzen im Mobile Publishing:

Die Technologien zur Umsetzung

iBooks Author revisited: Leider gibt es ja in letzter Zeit wenig Innovationen aus dem Bereich Produktionstools zu berichten. Umso interessanter ist es, dass Apple hier einmal wieder Hand angelegt hat: In der aktuellen Version für iOS 8.4 hat iBooks gelernt, auch auf dem iPhone iBooks-Author-eBooks wiederzugeben. Daneben wurde iBooks Author mit neuen Templates versehen, die zum einen auf das iPhone zugeschnitten sind, zum anderen aber auch den Export von “echten” EPUB-eBooks ermöglichen.

Die iPhone-Wiedergabe macht wohl auf den ersten Blick einen eher zwiespältigen Eindruck. Nate Hoffelder von Inks, Bits & Pixels kommentierte die Neuerung mit “like a PDF, only from Apple”. Ein vollwertiger EPUB-Export, insbesondere als EPUB3-Datei, könnte das Tool dagegen wieder interessanter für Verlags-Projekte machen – auch wenn man mit Sicherheit noch gut austesten muss, wie Standard- und Geräte-kompatibel die ausgespielten Dateien am Ende wirklich sind. Einen guten Überblick zum Thema gibt auch Talking New Media, als Einstieg gibt dieses begleitende Video schon einmal einen ersten Eindruck:

 

 

The end of ebooks and apps as we know them: Kaum hat man sich einmal einigermaßen an eBooks und Apps gewöhnt, macht sich die Technologie-Branche schon an vielen verschiedenen Stellen Gedanken, wie der nächste Entwicklungsschritt aussehen könnte. Relativ naheliegend ist dabei noch eine Initative des W3C-Konsortiums: Unter dem Schlagwort “EPUB-WEB” versucht man hier, eBooks und das Internet im Sinne technischer Konvergenz wieder zusammenzubringen – ein Vortrag dazu auf den Buchtagen wird von Readbox zusammengefasst.

Als nächste Stufe arbeiten sowohl Apple als auch Google daran, mit dem Modell des persönlichen Assistenten a la Siri oder Google Now on Tap Apps im herkömmlichen Sinne obsolet zu machen und durch intelligente, kontextsensitive Hintergrund-Dienste zu ersetzen. Wired fasst diese Entwicklung unter dem Schlagwort “who can kill the app first” zusammen. Und natürlich sind die anderen großen Plattformen ebenfalls mit dabei: Twitter hat jüngst den Machine-Learning-Anbieter Whetlab gekauft, um Personalisierung und Targeting zu verbessern. Amazon hat nach dem ersten Testlauf inzwischen das Framework für seinen “Alexa”-Assistenten freigegeben – die Liste der APIs und integrierten Dienste ist je nach Sichtweise beachtlich oder beängstigend. Und auch für die User/App-Interaktion entstehen neue Paradigmen: eines davon könnte der gute, alte Text-Chat sein…

 

Das ist die Zielgruppe

Studien mit Risiken und Nebenwirkungen: Zur aktuellen Beurteilung von Zielgruppen und ihrem Nutzungsverhalten der neuen Medien sind wir alle regelmäßig auf Studien, Umfragen und Analysen angewiesen. Doch nicht immer ist die Interpretation so einfach. Schönes Beispiel dafür ist eine Studie von Deloitte zur Mediennutzung im Consumer-Bereich, die wir gerne zur Lektüre empfehlen möchten. Im Artikel von The Bookseller wurde daraus die Zusammenfassung “Millenials lesen am wenigsten eBooks” – aus unserer Sicht wäre das Fazit aber wohl eher “Die Jugend entwickelt sich weg von textorientierten Medien und hin zu visuellen Medien”. Kann man eben alles so und so sehen.

Ebenfalls schwer in ein einfaches Fazit zu packen, dafür sehr informativ und materialreich aufbereitet. sind die aktuellen Studien der internationalen Magazin-Vereinigung FIPP: Im Laufe des Jahres erschienen Übersichten zu Video-Einsatz, Social Media und Mobile Publishing im Bereich Periodika, weitere Veröffentlichtungen sind für dieses Jahr geplant. Wie jährlich seit 2011 hat dagegen Nielsen seine Studie zur App-Nutzung in den USA wiederholt – die Ergebnisse scheinen sich dabei zu stabilisieren: Die App-Nutzungszeit steigt kontinuierlich, die Zahl der genutzten Apps bleibt annähernd konstant. Eine Zusammenfassung von Statista:

 

Infographic: Double the Time - Same Number of Apps | Statista

You will find more statistics at Statista

Zu Statistiken und ihrer Interpretation hat sich auch Mike Shatzkin zu Wort gemeldet: In einem ausführlichen Artikel nimmt er die Zahlenspiele über den US-eBook-Markt aufs Korn und argumentiert, dass traditionelles Publishing so schnell kaum verschwinden wird – es aber auch keinen Grund gibt, sich in Frieden zu wiegen und abzuwarten. Talking New Media dagegen zeigt in seinem Beitrag, dass Studien zum Vergleich Print/Digital oft nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind – weil einfach die falschen Fragen gestellt und althergebrachte Reichweiten-Modelle unreflektiert auf die digitale Welt übertragen werden.

 

So erreiche ich den Kunden

Netzwerke werden Shops, Shops werden social: Schon einige Male hatten wir berichtet, wie die sozialen Netzwerke mittlerweile eCommerce-Schnittstellen in ihre Systeme integrieren. Als jüngstes Beispiel hat Twitter hier ordentlich nachgelegt: Mit den “Sammlungen” und “Produktseiten” wird hier ein mächtiges Werkzeug für die Präsentation von Marken integriert. Gleichzeitig wird mit “Lightning” an einer neuen, teilweise kuratierten Version des Newsfeeds gearbeitet. Und auch die Analyse-Tools ziehen nach – in den “Audience insights” werden immer detailliertere Informationen zur Zielgruppe für Marken gesammelt und auch das Konzept der “Twitter Personas” eingeführt.

 

Twitter personas

Twitter Personas: ein neues Werkzeug zum Umgang mit Zielgruppen in den Audience Insights des Netzwerks (Quelle/Copyright: Twitter)

 

Einen guten Überblick über die eCommerce-Integration bei Facebook bietet TechCrunch. Amazon dagegen geht mit den jüngsten Änderungen auf der Kindle-Plattform eher den umgekehrten Weg: Der Nutzer erhält hier umfangreiche Social-Sharing-Möglichkeiten, verbunden mit der Weitergabe von mobil optimierten Leseproben (natürlich immer mit integriertem “Kaufen”-Button). Re/Code zeigt zum selben Thema allerdings, dass die eCommerce-Integration für Twitter, Facebook, Pinterest und Co. auch große Herausforderungen mit sich bringen wird – und wir wahrscheinlich nicht von heute auf morgen mit einer schönen, neuen Shopping-Welt zu tun haben werden.

Content Marketing und Social Media: Lange ist Content Marketing schon ein gängiges Schlagwort in der Diskussion – aber immer noch fangen viele Unternehmen bei nahe Null an, wenn es um die Umsetzung geht. Lesenwert erscheint uns dazu ein Erfahrungsbericht der Agentur C3, der viele Best Practises und Prinzipien zeigt, mit denen man sich Fehler ersparen kann. Beim Upload-Magazin gibt Jan Tißler einen exzellenten Überblick über Online-Formate für wirkungsvolles Storytelling – Pflichtlektüre für das Erstellen eines Online-Redaktionsplans, möchte man sagen. Kerstin Hoffmann von PR-Doktor wäscht dagegen Unternehmen im Bereich Social Media den Kopf und zeigt neun typische Fehler in Umsetzung und Praxis. Und zur Umsetzung von Content- und Social-Media-Marketing im Verlagsbereich verweisen wir gerne auf unsere eigene Fallstudie zum Online-Marketing bei Penguin Books.

 

So rechnet sich das

Die Evolution der Flatrate-Modelle: Gleich zweimal waren in den letzten Wochen die von uns schon mehrfach besprochenen Abo/Flatrate-Modelle für eBooks in den Branchenmedien: das lange hochgelobte Scribd überraschte mit der Ankündigung, dass weite Teile des Liebesroman-Bereiches aus dem Programm genommen werden. Der Grund: die Titel laufen bei der Zielgruppe so gut, dass dieses Segment aufgrund der Abrechnungskonditionen schlicht unrentabel für den Dienst geworden ist. Hier kann man natürlich mit guten Gründen die Frage stellen wie nachhaltig ein Geschäftsmodell ist, das Probleme bekommt, wenn es erfolgreich wird – und was das für den Rest des Abo-Marktes bedeutet.

Fast gleichzeitig gab Amazon bekannt, sein Autoren-Abrechnungsmodell bei Kindle Unlimited radikal zu verändern: Statt nach Ausleihe der Titel werden die Autoren nun nach tatsächlich gelesenen Seiten bezahlt. Auf den Selfpublishing-Bereich dürfte dies natürlich einige Auswirkungen haben und erwartungsgemäß schlug die Diskussion bereits in den ersten Tagen ziemliche Wellen – von der Übertragung der Probleme des Online-Journalismus aufs eBook war hier die Rede und (natürlich, muss man fast sagen) von einer grundlegenden Veränderung der Literatur an sich. Da würde man doch zu etwas weniger Aufregung und etwas mehr Abwarten in der Bewertung raten. Kindle Unlimited ist zwar ein spannendes Modell im Markt, aber noch lange nicht der Gradmesser für Literatur an sich. Und für eine sachliche Diskussion empfehlen wir Matthias Mattings Artikel über die konkreten Auswirkungen des neuen Abrechnungsmodus.

 

Wir wünschen wie immer anregende Lektüre!

 

 


Mobile Publishing: Update Juli 2015

0
0

Gewinnt der Algorithmus oder die Kuratierung bei der Empfehlung von Content? Entwickelt sich der eBook-Markt oder flacht er ab? Setzt sich die Dominanz von Apple und Samsung im Mobilmarkt fort oder gewinnen die kleineren Player an Boden? Die Zeit der Gewissheiten ist schon lange vorbei – und wie immer hilft nur ein breiter Blick in den Markt und das sorgfältige Beobachten der Entwicklungen. Wir kommentieren wie jeden Monat die zentralen Trends und Tendenzen im mobilen Publizieren:

So entwickelt sich der Markt

Smartphones, Tablets – und wie schnell man aus dem Spiel sein kann: Ein entscheidender Treiber für den Konsum von Digitalmedien ist die Marktpenetration mit Smartphones, Tablets und anderen Mobilgeräten – deswegen schauen wir regelmäßig auf die weltweite Marktentwicklung, die sich natürlich auch in Deutschland niederschlägt. Aktuelle Zahlen dazu kommen aktuell aus den USA von der Analystengruppe IDC, die sowohl Zahlen für Smartphones, wie auch für den Tablet-Markt vorgelegt hat.

Das wichtigste in Kürze: Wachstum im Smartphone-Markt flacht leicht ab, die kleineren Hersteller gewinnen Marktanteile und die weltweite Dominanz von Android als Betriebssystem ist ungebrochen. Der Tablet-Markt dagegen schrumpft leicht, auch hier haben kleinere Player momentan Vorteile vor Apple und Samsung – wie Nate Hoffelder betont, wird die Marktanalyse hier aber zunehmend schwierig aufgrund der Abgrenzung zwischen kleinen Tablets und großen Smartphones.

 

IDC: Smartphone OS Market Share 2015, 2014, 2013, and 2012 Chart

Der Smartphone-Markt nach Betriebssystemen (Quelle/Copyright: www.idc.com)

 

IDC: Smartphone Vendor Market Share 2015, 2014, 2013, and 2012 Chart

Der Smartphone-Markt nach Herstellern (Quelle/Copyright: www.idc.com)

 

Zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehört trotz allem Apple: Nach einem Bericht des Wallstreet Journal kontrolliert Apple zwar nur knapp unter 20% des weltweiten Smartphone-Marktes, macht dafür aber über 90% des erzielten operativen Gewinns. Da scheint sich die Konzentration auf eine hochpreisige Markenstrategie am Ende doch sehr auszuzahlen.

Eindeutiger Verlierer im mobilen Markt ist momentan Microsoft: Die Integration von Nokia ins Portfolio kann nur als komplett gescheitert angesehen werden, mit den Surface Tablets wurde hauptsächlich sehr viel Geld verbrannt und vieles an der Strategie des neuen CEO Satya Nadella spricht für Kapitulation und Kehrwende, wie Analyst Benedict Evans treffend charakterisiert.

Zahlenspiele im deutschen eBook-Markt: Ein mittlerweile geradezu klassisches Streit-Thema ist der Blick auf den deutschen eBook-Markt. Bereits seit Jahren sind mit den eBook-Zahlen des Börsenvereins und den eBook-Studien der BITKOM zwei äußerst unterschiedliche Zahlenwerke verfügbar. Kann man die Unterschiede dieser zwei Sichten auf den Markt aber bis zu einem gewissen Grad unter dem Schlagwort “Anbieter-Sicht vs. Kundensicht” verbuchen, so kommen mittlerweile immer mehr Publikationen dazu, die das Bild eher noch vielfältiger und verwirrender machen.

Schon die Unterschiede zwischen den bei der GfK beauftragten Zahlen des Börsenvereins und der parallel durchgeführten Logistik-Umfrage innerhalb der Börsenvereins-Mitglieder konnte kaum jemand plausibel erklären. Passend dazu schlugen die Distributoren Bookwire und Readbox in die blank liegende Kerbe und veröffentlichten Umsatzzahlen, die sie und ihre Kunden doch deutlich besser dastehen lassen als im “offiziellen” Bild des Branchenverbandes – PR-technisch natürlich ein ausgesprochen geschickter Schachzug.

Ein weiterer Blick einer durchaus renommierten Quelle kommt nun aktuell dazu: Statista veröffentlichte jüngst seinen Digital Market Outlook für Deutschland und zeichnet darin ein überaus optimistisches Bild für den eBook-Markt. Bleibt die Frage: und wer hat jetzt recht? Grundsätzlich sind verschiedene Blickwinkel auf denselben Markt ja nichts schlechtes – im Gegenteil. Problematisch wird es nur, wenn sich daraus so gar kein konsistentes Bild ergeben will. Das zeigen auch die vielfältigen Kommentare zu den Zahlenspielen, etwa von Ansgar Warner, von Steffen Meier, Aljoscha Walser oder auch von Rüdiger Wischenbart. Was unserer Meinung nach fehlt: eine Studie, die mit einer breiten Basis und transparenter Methodik etwas mehr Licht ins Dunkel bringt.

 

Statista-Outlook-Umsatz-im_Markt_für_eBooks-Deutschland

Marktprognose eBooks nach Umsatz (Quelle/Copyright: www.statista.com)

 

Statista-Outlook-Nutzer-im_Markt_für_eBooks-Deutschland

Marktprognose eBooks nach Nutzern (Quelle/Copyright: www.statista.com)

 

Spannendes aus anderen Branchen: Auch Beispiele aus anderen Branchen können für die Entwicklung erfolgreicher Digital-Modelle immer wieder hilfreich sein. Die Netzpiloten zeigen am Beispiel Zalando, wie sich eCommerce inzwischen extrem technologiegetrieben enwickelt – und die geschäftskritischen Faktoren nur noch am Rande mit Mode zu tun haben. T3N berichtet über Facebooks Strategie bei Kauf und Aufbau von Instagram als Marke und zeigt, dass die Kannibalisierung des eigenen Geschäfts durchaus von Vorteil sein kann. Der Kamera-Hersteller GoPro dreht sein Geschäftsmodell gerade ebenfalls aktiv und versucht, vom Hardware-Anbieter zum Content-Provider zu werden. Und in der Autoindustrie sind gerade die ersten Vorboten der Disruption durch aufstrebende Mobility-Unternehmen zu verspüren – mit noch unabsehbaren Folgen.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Das mobile Web und die Werbung – ein ungutes Verhältnis: Unter dem Schlagwort “the mobile web sucks” ging im Laufe des Juli eine heftige Diskussion über Werbung im mobilen Web durch die Medien. Der Grund: Untersuchungen von Web-Entwicklern, die klar zeigen, dass die oft kaum noch tragbaren Ladezeiten populärer Seiten in keiner Weise am Content hängen, sondern hauptsächlich von den Medien und Skripten für die Werbe-Aussteuerung verursacht werden. Werbung bekommt gerade massiven Gegenwind, was die mobile Verwendung angeht – und treibt Analysten dazu, schon aus diesem Grund Alternativen wie Facebook Instant Articles oder Apple News gar nicht so schlecht für den Kunden zu finden.

Dieser Gegenwind wird sich wahrscheinlich erst so richtig bemerkbar machen, wenn die bereits angekündigte Möglichkeit zur Nutzung von Ad-Blockern unter iOS 9 Wirklichkeit ist. Denn hier sitzt erwiesenermaßen die zahlungskräftigste und zahlungsbereiteste Kundschaft.  Auch Alternativen wie mobile Interstitials oder auch Push-Nachrichten schrecken Kunden eher ab, wie jüngste Studien zeigen. Die nächsten Jahre werden hart für Medienanbieter, die sich in ihrem Geschäftsmodell hauptsächlich auf Werbefinanzierung verlassen. Vor allem wenn immer mehr Kunden ihre News und Informationen über soziale Netzwerke erschließen und die Schnittstellen der mobilen Apps die Integration in automatisierte Dienste für Personalisierung und Aggregierung immer einfacher machen. Am Ende werden die Anbieter klare Vorteile haben, die gute Auswahl-Algorithmen mit maximalem Komfort und minimalem Nerv-Faktor verbinden. Aber, ob das klassische Publisher sein werden?

 

Dieses Produkt will der Kunde

Kuratierung vs. Algorithmen: Alle Aggregatoren leben davon, die möglichst beste Empfehlung und den optimalen Content-Zugang für den Kunden zu schaffen. Ob man sich dazu auf Kuratierung durch menschliche Redakteure verläßt oder auf spezialisierte Algorithmen, ist immer Sache der eigenen Strategie. Ben Thompson charakterisiert die beiden Extreme in seinem Artikel brilliant. Und nicht nur bei textorientierten Medien spielt dies eine Rolle, auch bei Musik und Video. Anbieter wie Apple scheinen zur Zeit für die News-App und den Musik-Dienst eher auf Kuratierung zu setzen – Konkurrenten wie Spotify setzen eher auf Algorithmen. Das Rennen ist hier sicher noch nicht ausgemacht und in ein paar Jahren wird es bestimmt spannend sein zu sehen, wer am Ende erfolgreicher war.

Ganz groß im Bereich algorithmischer Analyse ist momentan IBM: Die Deep Learning-Engine Watson bekommt nahezu monatlich Updates und neue Anwendungsfälle. Ein wirklich lustiger Use Case wurde mit “Chef Watson” implementiert – die automatisierte Kombination von Kochbuch und User-Eingaben zur Generierung neuer Kochrezepte. Andere, wahrscheinlich besser folgenreichere Anwendungsfälle sind die aktuell veröffentlichte Engine für die Auswertungen von News-Meldungen und Analyse von eMail-Texten. Vom intelligenten Mail-Filter bis hin zur algorithmisch generierten persönlichen Zeitung sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt. Und zum angrenzenden Thema Roboter-Journalismus können wir den Überblick von Brand Eins zum Thema nur sehr empfehlen.

 

So erreiche ich den Kunden

Soziale Netzwerke und Vertikalisierung – so geht das zusammen: Die zentrale Bedeutung sozialer Netzwerke als Kunden-Touchpoint wird mittlerweile hoffentlich niemand mehr bestreiten wollen. Zur Rolle von Twitter und Facebook als Nachrichten-Lieferanten verweisen wir gerne auf Klaus Ecks Artikel auf Medium. Die Nutzung von Social Media für das eigene Netzwerk und die zentralen Faktoren für virale Effekte haben wir jüngst in eigenen Artikeln charakterisiert. Und als Mini-Guide zur erfolgreichen Vertikalisierung des eigenen Verlagsgeschäfts empfehlen wir den Artikel von Mike Shatzkin zum Thema – er verknappt dabei zwar sehr, bietet aber eine Strategie für Online-Marketing und SEO im Buch-Bereich, die auch mit begrenzten Ressourcen schnell und einfach umsetzbar ist.

 

Wir wünschen wie immer eine anregende Lektüre!

 

 

 

Mobile Trends 2015 – auch für Publisher

0
0

Der Mobile Trends Report von Fipp.com für 2015 zeigt eindrucksvoll, wie die weltweite Entwicklung verläuft. Wenig überraschend ist mobile first bei den Kunden vor allem dort wichtig, wo in den lokalen Ökonomien bisher viele der hierzulande bekannten Zwischenhändler fehlten. Für diese Länder ist die mobile Revolution gesellschaftlich noch bedeutender, zum Teil auch befreiend. Auch ein wenig überraschend befindet sich Deutschland beim mobilen Zugriff auf das Netz zwar hinter Kenia und Thailand, aber auch vor den USA und Japan. Der Report kommt unter anderem zu den folgenden Ergebnissen:

Unter den Ländern, in denen bereits jetzt der mobile Internetzugriff über den Desktop-Zugang dominiert, sind natürlich viele Emerging Markets aus dem afrikanischen und asiatischen Raum. Welche Bedeutung Mobile alleine für das Thema Lesen in Entwicklungsländern hat, hat letztes Jahr eine vielbeachtete Studie der UNESCO gezeigt. Und wer jetzt die Nase rümpft über Lesen am Smartphone, sollte bedenken, dass in vielen dieser Regionen das Gerät nicht nur die Möglichkeit zum Lesen, sondern in vielen Lebensbereichen schlicht die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe an sich bedeutet

Aber auch, dass sich Deutschland mit unter den oberen Rängen befindet, ist nicht unbedingt Zufall: Zwar hinken hierzulande die Netze und die Möglichkeiten zu preiswertem mobilen Internet schmerzhaft hinter dem Bedarf her – aber auch eine jüngst von Steffen Meier zitierte Studie von TNS Infratest zeigt, dass hier eben die jüngere Generation zu den Treibern des mobilen Netzes gehören.

 

FIPP Infografik 1

Allein der Vergleich, wie viel Zeit die Kunden im Internet verbringen, wenn sie mobil oder vom Desktop zugreifen, unterstreicht die Bedeutung einer Mobile-First-Strategie. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Mobile first wird die Devise der nächsten Jahre sein. Das hat Auswirkungen auf die Darstellung von Inhalten auf Smartphones, Phablets und Tablets, aber auch auf die Aufbereitung von Inhalten und die Zusammenstellung für die Nutzer. Und natürlich auf die Ablage und Speicherung von Formaten auf kleinster Ebene. Zusammengefasst heißt das:

  • Mobile first als Design-Prinzip: Angefangen von responsiver Darstellung des Content über mobile Optimierung der kapselnden Anwendung bis hin zu den mobilen Kundenzugängen und dem Geschäftsmodell.
  • Personalisierte Inhalte für spezielle Zielgruppen: Die mobilen Mehrwert-Dienste werden spürbare Auswirkungen auf die Nutzer-Erwartung an Content haben. Wer einmal von MyTaxi, Airbnb & Co. daran gewohnt wurde, jede Dienstleistung zu jeder Zeit an jedem Ort mundgerecht serviert zu bekommen, wird dies auch von seinen Inhalten erwarten.
  • Atomisierung der Inhalte bei der Datenhaltung: Damit die Anpassung auf diesen vielen Ebenen gelingen kann, muss der Content bereits feingranular und mit passenden Metadaten angereichert erstellt und gespeichert werden, damit vielfältige Visualisierungen und Produktzusammenstellungen möglich sind.

Wie groß der Handlungsdruck ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Nutzungsverteilung nach Geräten – zwar liegt der Desktop-Zugriff noch vorne, aber er sackt jedes Jahr stetig ab, während der mobile Zugriff immer mehr zulegt:

 

Global gesehen steigt der Zugriff auf das Internet über mobile Geräte drastisch, während der bisher vorrangige Zugriff über Laptops und Desktops sinkt. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Spiele und soziale Netzwerke sind verständlicherweise die Treiber im mobilen Netz. Aber auch Musik, Kartendaten, Nachrichten und Bücher werden konsumiert. Viel spricht dafür, dass wir hier die Vielkonsumieren und Vielleser vorfinden, die auf mehreren Geräten zu Hause sind. Und gerade für diese Zielgruppen werden Streaming-Modell für Musik und Video, oder zentrale Medien-Hubs eine besondere Rolle spielen:

 

FIPP Infografik 3

Soziale Netzwerke und Streaming-Dienste sind vor allem für den Anstieg verantwortlich. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Nicht ohne Grund bohrt Apple gerade sein Ökosystem mit hauseigenem Abo-/Flatrate-Service für Musik und einem kuratierten News-Dienst auf. Und Facebook versucht, auf vielen Ebenen gleichzeitig zum Universal-Medienprovider zu werden: von den Instant Articles über natives Video-Streaming und neue Video-Formate bis hin zur geplanten Blog/Longform-Integration.

Als Indikator für die weitere Entwicklung werden die USA gesehen. Dort sinkt die Zeit, die am Desktop/Laptop verbracht wird im Vergleich zur Zeit mit mobilen Geräten deutlich ab. Und auch die Verteilung zwischen mobilem Web-Zugriff und mobilem App-Zugriff sollte jedem zu denken geben, der monentan ein App-Projekt plant:

 

FIPP Infografik 4

Im Vergleich der Entwicklungen zeigt sich, dass sowohl die Apps, aber auch der direkte Zugriff auf das Netz durch mobile Geräte die Zukunft bedeuten. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Auf welche Indikatoren man auch schaut – die Entwicklung lässt nur einen Schluß zu: “Mobile First” sollte das wesentliche Design-Prinzip für alle Services und Produkte sein, die für die nächsten Jahre auf Online-Kanälen aufgesetzt werden.

 

Sie wollen mehr wissen?

Am 16.09.2015 findet bei der Akademie der Deutschen Medien wieder unser “Mobile Publishing Update”-Seminar statt, bei dem wir einen Überblick geben über aktuelle Marktzahlen, die Entwicklung der mobile Ökosysteme, erfolgreiche Produktformen und Produktmodelle im digitalen Markt, digitale Geschäftsmodelle für Content-Produkte und die Technologien zur Umsetzung. Infos und Anmeldung: hier auf den Seiten der Akademie der Deutschen Medien.

 

 

Mit WhatsApp Bücher erstellen: ja, das geht!

0
0

WhatsApp durchdringt mittlerweile alle Lebensbereiche und wird vom privaten Chat inzwischen zum veritablen Instrument für die Unternehmens-Kommunikation. Gleichzeitig häuft sich das Phänomen, dass die virtuelle Welt nach der realen Bestätigung zu suchen scheint: digitale Angebote werden durch Printangebote erweitert oder Onlineshops suchen die reale Verkaufsmöglichkeit im Laden. ZappTales geht als Start-up gleich diesen Weg. Der Kunde erhält hier die Möglichkeit, aus WhatsApp-Chats ein analoges oder digitales Buch zu erstellen, als individuelles und originelles Geschenk, als Backup oder als ganz persönliche Erinnerung.

Dabei haben die Nutzer vielfältige Möglichkeiten, das Buch sowie den Chatverlauf zu bearbeiten, zu gestalten und so zusammenzustellen, dass ein einmaliges Buch daraus wird. Grund genug für uns für ein Interview mit dem Gründerteam:

Alle gehen ins Digitale – Ihr setzt auf Print. Warum?

ZappTales: „Back to the roots“ könnte man sagen. Früher schickten sich die Menschen regelmäßig Briefe. Ganze Liebesgeschichten wurden episodenweise über den Postweg geschrieben. Im Schulunterricht war der Verkehr von kleinen Zetteln mit Kurznachrichten Gang und Gebe, mit der Hoffnung und dem Nervenkitzel, nicht erwischt zu werden. Doch all das ist jetzt Vergangenheit…
Heutzutage gehört das Smartphone Instant Messaging zu einem der beliebtesten Kommunikationswege zwischen uns Menschen. Wir teilen Erfahrungen und Erlebnisse mit unseren Familienmitgliedern, organisieren Partys oder Reisen mit unseren Freunden und teilen Gefühle und Emotionen mit unseren geliebten Lebenspartnern. All das sind wertvolle und wunderschöne Geschichten, von denen wir uns schwer trennen können. Sollten wir diese aus irgendeinem Grund verlieren, wäre es sehr schade…

Und genau auf das setzten wir mit ZappTales. Wir wollen diesen Nachrichten ihren verdienten Wert zurückgeben. Denn mit jedem Chat halten wir einen Moment fest, eine Geschichte, eine Situation. Wie ein Tagebuch, das wir unbewusst schreiben und es verdient hat, sich als physisches Buch zu verewigen.

 

 

Was haben Eurer Meinung nach Geschichten auf WhatsApp für einen Vorteil gegenüber anderen Erzählformen?

ZappTales: WhatsApp-Geschichten sind authentisch und sehr dynamisch. Sie sind praktisch die Transkription einer verbalen Kommunikation. Es wird nicht lang überlegt, sondern einfach nur geschrieben. Oft sagt man sich über WhatsApp sogar mehr, als man sich in Person trauen würde… das hilft vor allem beim Kennenlernen sehr und ist für viele Menschen ein Weg, die Schüchternheit zu überwinden. Viele Liebesgeschichten entstehen über WhatsApp, denn man fühlt sich frei, man traut sich mehr…

Zudem können die Konversationen über WhatsApp mit Bildern, Videos oder sogar Audio Notizen vervollständigt werden. Videos und Audio können wir natürlich nicht drucken, aber die Bilder geben der Geschichte einen zusätzlichen Charme, da sie noch mehr Information und Details über die Situation geben.

 

ZappTales1

 

Mit ZappTales erleben viele Leute oft einen Überraschungseffekt, wenn wieder alte Nachrichten gelesen werden. Denn bis jetzt wurden diese vergangenen Konversationen nicht wieder aufgerufen. Doch wir hören oft von unseren Kunden, dass viele immer wieder lächeln müssen, wenn sie die Nachrichten lesen, die sie vor einigen Monaten geschrieben hatten und sich somit an eine bestimmte Situation wieder erinnern.

Wie erklärt Ihr Euch die Unterschiede in den verschiedenen Märkten?

ZappTales: Bis jetzt sind es nur Vermutungen, die auf bislang vorhandenen Statistiken basieren. Zu Beginn haben wir in Deutschland und Spanien gleichermaßen in Marketing und PR investiert. Mit der Zeit hat sich aber gezeigt, dass das Interesse in Deutschland deutlich stärker ist. Erklärung dafür ist unserer Meinung nach das allgemeine Interesse an „Do it Yourself“ Produkten, die meist persönlich und originell sind. Ein ähnliches Produkt sind zum Beispiel Fotobücher, die in Deutschland sehr beliebt sind. Jeder kennt das deutsche Unternehmen Cewe, einer der Hauptanbieter für Fotobücher, der sogar in der Börse vertreten ist. Wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringt ist es wichtig zu wissen, wie ähnliche Produkte performen. Ohne diese Kenntnis ist es äußerst riskant und schwierig, ein neues Produkt im Markt zu platzieren.

Wie wichtig ist euch eine festgelegte Strategie, wie offen seid Ihr für Veränderungen auf dem Weg?

ZappTales: Als Startup ist für uns das Kundenfeedback der wichtigste Motor und Richtungsgeber. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig schon von Anfang an den Kunden mit einzubeziehen und regelmäßig nach der Meinung abzufragen. Denn bei einem innovativem Produkt weiß man nie, wie der Markt reagieren wird. Oftmals hat man eine Vision von einem Produkt und ist zu tiefst überzeugt, dass dieses Produkt so der Renner sein wird, um später festzustellen, dass das Interesse ganz wo anders liegt. Dadurch können unnötige Kosten entstehen und wertvolle Zeit verschwendet werden, zwei Dinge, die sich ein Startup in so einer frühen Phase nicht erlauben und leisten kann.

Dies bedeutet aber nicht, dass keine Strategie vorliegen darf. Ganz im Gegenteil: das Ziel muss immer fest definiert sein und visualisiert werden. Der Weg dorthin darf und muss aber vom Einfluss der Kunden gesteuert werden, die letztendlich das Produkt kaufen werden und somit die Weiterentwicklung und den Erfolg der Startup determinieren werden.

Ein konkreter Fall könnte zum Beispiel die Definition des Target Customers sein. Zu Beginn waren wir uns ziemlich sicher, dass unsere Zielgruppe Leute sein würden, die zusammen mit mehreren Personen eine WhatsApp Gruppe führen. Zum Beispiel Familien oder Gruppenchats mit Freunden. So war auch ursprünglich die Idee entstanden, da einer von uns einen sehr schönen Chat mit der Familie hatte, den er gerne als Buch verschenken wollte. Mit der Zeit haben wir aber festgestellt, dass die Zielgruppe Pärchen sind, die sich nach 1-2 Jahren Beziehung ein ZappTales Buch schenken, um die ersten Nachrichten wieder zu erleben und für immer zu bewahren. Diese Umstellung der Zielgruppe hat natürlich eine Strategieänderung mit sich getragen. Daraufhin haben wir unsere Landing Page neu gestaltet und die Marketing Kampagne an unsere neue Zielgruppe angepasst.

Wie verändert Ihr Eure Strategie, wenn neue Erkenntnisse oder Erfahrungen hinzukommen und das Bisherige in Frage stellen?

ZappTales: Als Startup sind die Entscheidungsprozesse sehr kurz und unkompliziert. Von der Erkenntnis bis zur Umsetzung kann es manchmal sogar nur einige Tage dauern. Wie bereits erwähnt führen wir regelmäßig Kundenumfragen durch. Sowohl über die User Experience mit unserer Webseite als auch über das Produkt an sich (Qualität, Preis, Lieferzeit, Präsentation, etc.). Die Ergebnisse aus diesen Umfragen werden im nächsten Team Meeting besprochen, die in der Regel 1 Mal wöchentlich stattfinden. Im Team bewerten wir dann diese Ergebnisse und entscheiden, welche Erkenntnisse umgesetzt werden und wann dies am sinnvollsten passieren sollte. Natürlich können nicht alle Änderungen so schnell realisiert werden. Es hängt unter anderem von der Komplexität und der Priorität ab. In der Regel kann man aber sagen, dass Strategieänderungen in einem Startup zum täglichen Geschäft gehören. So lernen und wachsen wir tagtäglich.

Dies ist auch ein wesentlicher Unterschied zu Großunternehmen, wo sich Entscheidungsprozesse über Monate oder sogar Jahre strecken können. Zum Glück geht das bei uns schneller!

Wie sieht Euer MVP aus? Wann seid Ihr zufrieden, wann verbessert ihr?

ZappTales: Unser MVP ist eigentlich viel mehr als ein MVP. MVP steht ja bekanntlich für „Minimum Viable Product“, sprich ein Produkt oder Service, welches die Mindestanforderungen erfüllt, um auf dem Markt erste Kunden bedienen zu können und darauf die ersten Erkenntnisse zu gewinnen. ZappTales ist aber bereits viel weiter entwickelt, als es für einen solchen „Soft-Launch“ erforderlich wäre. Denn der Kunde kann den kompletten Prozess vom Hochladen der Daten, über die Bearbeitung des Chats und letztendlich Bestellung des Buches bereits jetzt schon selbstständig und erfolgreich durchführen. Die aktuellen Einschränkungen finden sich hauptsächlich in den Bearbeitungsmöglichkeiten, die sich natürlich phantasievoll erweitern lassen könnten (selbstgestaltete Covers, hinzufügen eigener Bilder, Auswahl der Schriftart und Farbe, etc.).

All das sind aber neue Produktfeatures, die nichts mehr mit einem MVP zu  tun haben und zur normalen Weiterentwicklung eines Produktes gehören. Zufrieden sind wir nie und wir verbessern uns täglich. Und diese Verbesserung wäre ohne das Kundenfeedback nicht möglich. Denn immer wieder kommen Verbesserungs- oder Erweiterungsvorschläge, die wir äußerst interessant und wichtig finden. Leider können wir nicht alle möglichen Wünsche erfüllen, aber sobald sich ein Vorschlag mehrmals wiederholt und somit wahrscheinlich die Kundenzufriedenheit steigern könnte versuchen wir natürlich, so schnell wie möglich zu reagieren. Das ist das Schöne an einer Startup: kurze Entscheidungswege und schnelle Umsetzung!

Mobile Publishing: Update August 2015

0
0

Aus Google wird Alphabet, der deutsche eBook-Markt verabschiedet sich Stück für Stück vom harten DRM und die digitalen News-Medien boomen: Von Sommerloch kann im digitalen Publizieren keine Rede sein, eher von einigen kleinen Sensationen, die das wie immer dynamische Bild der Branche prägen. Wir kommentieren wie jeden Monat die wichtigsten Trends und Entwicklungen im Mobile Publishing:

 

So entwickelt sich der Markt

Aus Google wird Alphabet: Sicherlich von langer Hand vorbereitet, aber dennoch überraschend für Märkte und Fachleute hat Google den Umbau seiner Firmenstruktur verkündet. Als zentraler Punkt wird über Google mit Alphabet eine neue Dachholding gegründet, das Kerngeschäft mit der Suchmaschine, Android, dem App-Store und Youtube verbleibt bei Google, während die Innovationsprojekte wie Nest und Calico, aber auch die Investment-Töchter als eigenständige Firmen unter dem Dach von Alphabet organisiert werden.

Als erste Einschätzungen zu den Veränderungen können wir die Artikel von The Verge und Re/Code empfehlen, für Hintergründe und Analysen die Kommentare von T3N und von Christoph Kappes zum Thema. Von der traditionell Google-kritischen FAZ kommt daneben die Diagnose der Vorgänge als “Kapitulation”, der wir uns so sicher nicht anschließen können: Egal, ob für die Umstrukturierung ein einfacheres Handling von Innovationsprojekten, bessere Aufstiegsmöglichkeiten für die eigenen Executives, klarere Markenbildung im Kerngeschäft oder Investitionssicherheit der einzelnen Firmen die größere Rolle gespielt hat – sicher erscheint uns, dass die Innovationsdynamik des Unternehmens durch den Umbau eher noch gestärkt werden wird. Als Bild dazu hier ein Überblick über die neue Firmenstruktur von Business Insider:

 

IMG_8567

Die Konzern-Struktur von Alphabet: Larry Page hält als CEO die Fäden in der Hand, Sundar Pichai übernimmt das Kerngeschäft von Google. (Quelle/Copyright: Business Insider)

 

Der eBook-Markt in der Post-DRM-Ära: Mitten ins Sommerloch platzte dieses Jahr eine kleine Sensation für den deutschen eBook-Markt: Nachdem in den letzten Monaten bereits die Bonnier-Gruppe und der Holtzbrinck-Konzern ihre Abkehr vom harten DRM im eBook-Vertrieb verkündet hatten, hat als letzte der großen Verlagsgruppen nun Random House nachgezogen. Damit haben nun alle großen Verlagsanbieter die Umstellung auf “weiches DRM” per Wasserzeichen vollzogen. Und auch wenn damit lange noch nicht der gesamte eBook-Markt erfasst ist – vor allem nicht im Amazon-Ökosystem – so ist diese Nachricht doch ein uneingeschränkter Grund zur Freude. Nach Jahren der Selbstblockade im Markt und der Belästigung zahlender Kunden mit Usability-Albträumen haben die Verlage jetzt endlich einen längst überfälligen Schritt getan, der dem eBook-Markt neuen Auftrieb geben könnte.

Nate Hoffelder spekuliert dazu bereits, wie eine Zukunft des deutschen Marktes ohne DRM aussehen könnte, daneben ist aktuell bei literaturcafe.de ein lesenswerter Exkurs darüber erschienen, was uns bis 2020 in Deutschland erwartet. Und selbst Mike Shatzkin macht sich in den USA Gedanken darüber, welche Signale diese Entwicklung in den dortigen Markt sendet.

Daneben ist es in der Diskussion einmal wieder Zeit für Grundsätzliches: Die BBC fragt in einem lesenwerten Longread “Did technology kill the book or give it new life?”, kommt dabei aber am Ende zu einem sehr versöhnlichen Schluss. Porter Anderson resümmiert die Fachdiskussionen des Jahres auf Thought Catalog und diagnostiziert eine “zweite disruptive Welle” durch die aktuellen Entwicklungen im eBook-Markt. Und das Wall Street Journal fasst mit dem vielbeachteten Artikel “The Rise of Phone Reading” die Trends um das mobile Lesen zusammen und analysiert, welche Auswirkungen die Ablösung des eReaders als dominantes Lesegerät durch das Smartphone in Zukunft haben könnte.

Digitale News im Aufschwung: Ebenfalls vom Wall Street Journal stammt die Diagnose eines Booms im Digitalmedien-Konsum, vor allem für News-orientierte Publikationen und Online-Plattformen. Auch hier ist der Smartphone-Konsum der zentrale Treiber – eine Einschätzung, die auch von diversen aktuellen Studien gestützt wird. Und auch wenn der ganz große Hype um die App-Stores aktuell abgeflaut zu sein scheint, so haben Apps vor allem für News-Medien eine besondere Bedeutung: nach der Einschätzung des Nieman Lab bringt der Browser zwar mehr Traffic auf die Seiten, aber Apps erzeugen mehr dauerhafte Kundenbindung.

Dominiert werden die App-Stores aber in den Top-Rängen nach wie vor von den sozialen Netzwerken und ihren Applikationen. Mit gewichtigen Folgen: Facebook entwickelt sich mittlerweile zur wichtigsten Traffic-Quelle für News-Seiten und auch die Verbreitung von News über Twitter durch Heavy User und Influencer sollte nach einer aktuellen Studie nicht unterschätzt werden. Natürlich wollen die Plattformen das Thema immer auch selber in die Hand nehmen: “Breaking News” entwickelt sich im Sommer zu einem neuen Schwerpunkt in den sozialen Netzwerken, denn sowohl Facebook als auch Twitter arbeiten aktuell an entsprechenden Features.

Was machen die großen mobilen Ökosysteme? Wer abseits der aktuellen News einen Überblick über die großen Entwicklungslinien bekommen will, dem empfehlen wir den Talk “The four horsemen” von der diesjährigen DLD-Konferenz. Scott Galloway gibt dabei in einem Parforce-Ritt seine Entschätzung über das Zukunftspotenzial von Amazon, Apple, Facebook und Google:

 

 

Die Technologien zur Umsetzung

Das eBook der Zukunft: Nachdem sich im Bereich der eBook-Standards lange Zeit wenig neues getan hat, kommt aktuell etwas Bewegung in die Technologie-Landschaft. Das IDPF hat gerade eine Reihe von neuen Erweiterungen für den EPUB 3-Standard beschlossen, für Funktionen wie Register, Wörterbücher und Layout-Verbesserungen. Grundsätzlich sind die Features hochinteressant, jedoch darf man nach der schleppenden Entwicklung der letzten Jahre durchaus skeptisch sein, wann die Erweiterungen auch wirklich in Markt und Technik ankommen.

Eher pragmatisch wird das Thema wie so oft von Amazon angegangen: Quasi stillschweigend wurde im August das neue KFX-Format für Kindle-eBooks ausgerollt, damit enthalten ist eine neue, eBook-optimierte Schriftart und eine verbesserte Typografie-Engine in der Kindle-Software. eBook-Futurist Peter Meyers dagegen entwirft in seinem Aufsatz “Physics and the Future of Books” ein höchst dynamisches Modell des Buchs als interaktives Datenobjekt – weit vorausgedacht und hoch innovativ, zumindest als Gedankenmodell.

Vom Hype Cycle zu den Basistechnologien: Die Analysten von Gartner haben aktuell wie jedes Jahr ihren “Hype Cycle” für Technologien veröffentlicht – von Augmented Reality über Wearables bis zum Internet of Things ist hier eine Einordnung der aktuellen Innovationen versammelt. Und wer mit der Umsetzung beschäftigt ist, wird sich sicher fragen, ob er die Einschätzungen von Gartner so teilt.

Content-Empfehlungen sind dagegen ein weniger gehyptes, aber umso öfter implementiertes Thema. Dazu hat die New York Times jüngst einen langen Artikel über die Entwicklung ihrer Recommendation Engine veröffentlicht – ein faszinierender Use Case, der auch zeigt, wie komplex das Thema im Detail ist.

Zurück zu den Wurzeln der Basistechnologien geht dagegen Bob Oeste, Entwickler an der Johns Hoskins University: im bereits etwas älteren, aber dennoch hochaktuellen Talk “Explaining XML for publishers” von der Digital Book World 2013 zeigt er anschaulich, was jeder Publisher über XML wissen sollte. Wer für sich selbst oder für sein Unternehmen einmal eine 15min-Business-Summary benötigt, sollte sich den Talk unbedingt ansehen:

 

 

So erreiche ich den Kunden

Neue Wege zum Kunden: Ein zentraler Kunden-Touchpoint im Digitalen ist und bleibt eine starke eigene Web-Präsenz – warum so viele tolle Verlage so relativ schlechte Websites haben, fragt dazu Digital Bookworld und gibt Ideen, wie man das ändern könnte. Die News-Plattform Blendle aus den Niederlanden gilt seit einer Zeit als neue Hoffnung für das Online-Publishing im Magazin-Bereich. Nun ist Blendle auch für Deutschland verfügbar, erste Tests und Einschätzungen können beim Spiegel und bei Meedia nachgelesen werden – auch wenn diese nicht allzu euphorisch klingen. Die durch iOS 9 ausgelöste Diskussion um mobiles Ad-Blocking/Content-Blocking scheint so schnell auch kein Ende zu nehmen: The Next Web zeigt sehr anschaulich, wie sich die praktischen Auswirkungen gestalten und der Guardian kommentiert die Entwicklung bereits als “Beginning of the end for web ads”. Man darf gespannt bleiben.

Content-Marketing und Content-Kuratierung: Für einen Überblick des in den letzten Jahren enorm gewachsenen Kosmos der Techniken und Strategien im Content-Marketing kann das “Periodensystem des Content-Marketing” dienen, das jüngst bei T3N veröffentlicht wurde. Mirko Lange von Talkabout stellt aktuell zwei neue Tools und Modelle fürs strategische Content-Marketing vor, die wir zur Lektüre sehr empfehlen möchten.

Ein anderer wichtiger Zweig im Publishing ist die Content-Kuratierung. Joe Wickert geht im Book Business Mag soweit zu fragen, ob Kuratoren bald wichtiger werden als Content-Autoren. Bei diesen Überlegungen müssen wir doch sehr an Ben Thompson und sein Modell der “Smiling Curve” denken, das Publishern durchaus zu denken geben sollte. Und dass Kuratierung weit mehr bedeutet als nur Auswahl und Sammeln von Content, sondern sich zu einer ganz eigenständigen Kulturtechnik entwickeln könnte, zeigen die Netzpiloten in einem überaus lesenwerten Artikel.

 

Die Umsetzung

Der Weg zu einer innovativen Firmenkultur: Ein guter Teil der nachhaltigen Umsetzung von Digitalstrategien basiert darauf, eine Firmen- und Team-Kultur zu schaffen, die innovativen und dynamischen Mitarbeitern genug Raum für neue Entwicklungen lässt. Und gleichzeitig durch Adaption von Methoden wie der agilen Projektsteuerung die strukturellen Voraussetzungen für ständige Veränderung schafft. Zu diesem Thema hat Spotify zwei bemerkenswerte Videos veröffentlicht, in denen sehr anschaulich die gelebte “Engineering Culture” des Unternehmens deutlich wird. Teil 1 ist gleich hier verlinkt, Teil 2 findet sich auf Vimeo:

 

 

 

Alpha und Omega der Technologie-Branche: Aus Google wird Alphabet

0
0

Als eine der Sensationen der Technologiewelt im Sommer hat Google Mitte August einen grundlegenden Umbau seiner Firmen- und Geschäftsstruktur verkündet. Alphabet wird der neue Konzern heissen, der als Holding über Google gegründet wird und daneben auch andere Firmen umfasst, wie etwa die ehemaligen Innovationsprojekte Nest, Calico und Fiber, die als eigene Gesellschaften aufgesetzt werden. Natürlich bleiben Larry Page als CEO und Sergey Brin als Präsident von Alphabet in zentraler Verantwortung, neben sie aber tritt Sundar Pichai als neuer CEO von Google. Wie sind die Veränderungen zu bewerten? Und was bedeutet der Wandel in einem der zentralen mobilen Ökosysteme für Verlage und Medienhäuser? Wir geben einen Überblick über den Umbau:

Die harten Fakten

Sicher lange vorbereitet, aber dennoch überraschend auch für Fachleute hat Google im August mit einem Brief von Larry Page den Umbau seiner Firmenstruktur verkündet. Mit Alphabet wird eine neue Dachholding gegründet, der als eine Art Hightech-Mischkonzern sowohl das bisherige Kerngeschäft umfasst, als auch eine Reihe von z.T. gekauften, z.T. neu gegründeten Gesellschaften. Bei Google mit dem neuen CEO Sundar Pichai verbleiben die Geschäftsfelder:

  • Die Suchmaschine und das Werbegeschäft
  • Android, der Appstore und die Google-Apps
  • Youtube und Google Maps
  • Die technische Infrastruktur und die Datacenter von Google

Ein weiter Teil dessen, was man bisher landläufig unter Google verstanden hat, bleibt also im alten Markenkern bestehen. Augenfällig ist dabei auch, dass Youtube als relativ eigenständiges Geschäft mit eigenem CEO dennoch bei Google verbleibt.

Unter dem Dach von Alphabet werden daneben folgende weiteren Gesellschaften vereint:

  • Nest: Der Smart-Home-Anbieter wurde 2014 von Google übernommen und ist zentral für Googles Engagement im Bereich “Internet of Things”
  • Calico: Calico bündelt alle Aktivitäten im Bereich “Life Science”, im speziellen für lebensverlängernde Technologien, aber sicher wird Calico in der Folge auch Anbieter für Produkte wie die Glukose-Messungs-Kontaktlinse für Diabetiker werden.
  • Fibre: Die relativ junge Firma ist den Pilotprojekten für schnelle Internetverbindungen entstanden, unter anderem in Kansas City. Wenn Google so zum Service-Provider wird, macht es schon aus Gründen der Risiko-Streuung Sinn, diesen Dienst in eine eigene Firma auszulagern.
  • Sidewalk Labs: Sidewalk Labs befasst sich mit allen Technologien, die für intelligentere Städte sorgen. Hier kann vermutet werden, dass auch die weithin bekannte Initiative für selbstfahrende Autos einmal ihre Heimat finden könnte, wenn ein entsprechender Reifegrad erreicht ist.
  • Google Capital und Google Ventures: In Europa wenig bekannt, in den USA aber durchaus einflussreich, sind die Investment-Gesellschaften von Google. Hier wird nicht nur in Hightech investiert, sondern auch in alles, was sonst innovativ und profitabel erscheint, wie z.B. jüngst in “Lost my name”, ein Startup, das personalisierte Kinderbücher anbietet.
  • Google X: Die berühmt-berüchtigten Versuchslabors von Google sind für die “Moonshot Projects” verantwortlich, d.h. für alle Initiativen, die weit in die Zukunft gedacht sind. Zum Beispiel wird das Projekt “Loon” für ein Internet-Angebot über selbstfliegende Heißluft-Ballons hier entwickelt.

Die neuen Gesellschaften erhalten jeweils eigene CEOs, die z.T. aus den bisherigen Projekten ernannt wurden, z.T. aus den erworbenen Firmenstrukturen stammen. Larry Page wird CEO und Sergey Brin Präsident von Alphabet; beide wollen sich nach eigener Aussage auf die Steuerung des Gesamt-Konstruktes sowie um die “Moonshot Projects” kümmern.

Ein Überblick über die neue Firmen- und Führungsstruktur gibt folgende Grafik von Business Insider:

 

alphabet-structure

Die neue Konzernstruktur von Alphabet: Google ist “nur noch” eine Tochtergesellschaft (Quelle/Copyright: Business Insider)

 

Motive und Ziele

Natürlich führten die News zu wilden Spekulationen und vielfältigen Kommentaren in der Techie-Szene. Betrachtet man die Diskussion mit einigen Wochen Abstand, so sind als wichtigste Motive für die Evolution von Google zu nennen:

  • Risiko-Streung und größere Flexibilität bei Unternehmens-Transaktionen: Christoph Kappes hat in seiner exzellenten Analyse herausgearbeitet, wie offen Alphabet schlicht den Weg eines Mischkonzerns geht. Das hochprofitable Kerngeschäft und die experimentellen Geschäftsfelder werden stärker als bisher entflochten und nach außen transparenter gestaltet. Neue Konstellationen, Firmenkäufe, weitere Konzernumbauten werden einfacher gestaltet.
  • Juristische Entflechtung: Nicht zuletzt werden die Firmen auch auf gesellschaftsrechtlicher Ebene weniger monolithisch gestaltet als bisher. Möglicherweise hat auch das schwebende Kartellverfahren der EU als eins der Motive eine Rolle gespielt – oder zukünftige Verfahren, die eventuell zu erwarten sind, wenn zum Beispiel Google in den USA noch stärker als Netz-Anbieter oder Bezahlsystem-Anbieter auftritt.
  • Markenbildung und Fokussierung von Google auf das Kerngeschäft: Wie insbesondere Martin Weigert bei T3N betont hat, bringt Alphabet vor allem für Google große Chancen. Bei dem technologischen Gemischtwaren-Laden, den Google in den letzten Jahren aufgemacht hat, war nach außen immer weniger klar, für was das Unternehmen eigentlich steht. Eine klare Markenbildung der einzelnen Firmenteile kann das wieder ändern. Und auch nach innen dafür sorgen, dass die jeweiligen Ressourcen dann klar auf die Ziele der Teilfirmen fokussiert werden.
  • Diversifizierte Firmenkultur: Mit dem Ausbau experimenteller Geschäftsfelder stieß Google in den letzten Jahren immer mehr an die Grenze, dass Projekte entstehen, die doch sehr unterschiedliche Kompetenzen und Führungsstile erfordern. Am Ende war sicher das verbindende Elemente kaum mehr als eine sehr Ingenieur- und Entwickler-geprägte Kultur, verbunden mit dem unbedingten Willen zur Innovation. Eine Entflechtung der Firmen kann auch hier zu einer besseren Fokussierung helfen.
  • Bessere Chancen für talentierte Mitarbeiter: Mehr Firmen unter einem Dach zu vereinen bedeutet – vor allem bei den eher flachen Hierarchien von Google – schlicht mehr Chancen für begabte Führungskräfte, auch einmal in eine Executive-Position aufsteigen zu können. Bei der Auseinandersetzung um Talente sicher kein zu kleines Motiv.

Alle diese Motive werden sicherlich eine Rolle gespielt haben beim Umbau der Firmenstruktur, aber am sprechendsten ist dazu sicher ein Zitat aus Wired, das aber auch ideal die Mentalität der Gründer von Google trifft und direkt von ihren selbst stammen könnte:

 

Alphabet Lets Google Chase Moonshots and Stay Profitable

 

Folgen für Verlage und Medienhäuser

Einer Schlussfolgerung der letzten Wochen können wir uns sicherlich nicht anschließen: Wo die FAZ den Umbau als “Kapitulation” interpretiert, würden wir eher noch mehr Optimismus und Zukunftsorientierung sehen als vorher. Liest man den Brief von Larry Page zwischen den Zeilen, spricht daraus die felsenfeste Überzeugung des richtigen Wegs zu maximaler Innovation. Aus dieser Geisteshaltung würde man alles erwarten, aber sicher kein Abflauen der in den letzten Jahren bereits nicht ganz geringen Entwicklungsdynamik des Unternehmens.

Aber auch das “neue” Google wird sicher kein einfacher Partner für Verlage und Medienhäuser werden. Augenfällig wird dies zum Beispiel in zwei sehr unterschiedlichen Bereichen des Kerngeschäfts von Google:

Im eBook-Bereich ist Google an vielen Stellen weit hinter dem zurückgeblieben, was auch wir uns vor 2-3 Jahren noch erwartet hatten. Google Play Books ist als Verkaufplattform für eBooks gegenüber Amazon und Apple ein Zwerg geblieben und liegt in Deutschland bei unter 1% Marktanteil. Fast sind hier die SEO-Effekte durch die angebotenen eBooks noch wichtiger als die erzielbaren Erlöse. Die Plattform hat sich außer in marginalen Details seit dem Launch kaum weiterentwickelt.

Und obwohl Google einer der zentralen Partner im Readium-Projekt des IDPF ist und war, hat sich die Hoffnung auf Google Play Books als Vorreiter für die Popularisierung von EPUB3 nicht erfüllt – von einer auch nur ansatzweise kompletten Unterstützung für das Format kann bei Google keine Rede sein. Stattdessen ist Play Books zu einem Spielfeld der eBook-Piraterie im englischsprachigen Bereich geworden. Fast scheint es so, als hätte sich Google einen eBook-Shop geschaffen, ohne dass die Firma dieses Geschäftsfeld wirklich interessiert. Vielleicht kein Wunder, wenn bereits einzelne Dienste wie Youtube Gaming schon mehr Profite versprechen…

Ganz anders sieht das Bild im Bereich News-Medien aus: Hier ist Google zwar selber nicht mit einem eigenen Angebot präsent: Der Android Newsstand darf mit Recht als ebenso halbtot bezeichnet werden wie das eBook-Geschäft. Aber über die Rolle als Traffic-Lieferant und mit seiner Snippet-Anzeige in Suchmaschine und Google News ist Google trotz Facebooks Aufstieg zentral für das gesamte Traffic-orientierte Geschäftsmodell der News-Sites im Netz. In Deutschland ist der Versuch der Eindämmung dieser Marktmacht durch das Leistungsschutzrecht grandios gescheitert, in Spanien hat sich gar gezeigt, dass ähnliche Unternehmungen den Verlagen erst so richtig geschadet haben.

Spannend könnte hier stattdessen ein von Google aufgelegter Innovationsfond für die Verlagsbranche sein, der nicht nur als Trostpflaster gedacht ist, sondern um Wege zu erkunden, wie ein befruchtendes Verhältnis der beiden Branchen aussehen könnte. Die Möglichkeiten wären immens, aber für Zeitungen und Zeitschriften würde das natürlich bedeuten, sich mit dem gefühlten Erzfeind unter eine Decke zu legen. Und mit Apple und Facebook lauern in diesem Feld ja noch andere große Ökosysteme – die auch in eigener Sache unterwegs sind. Am Ende wird es für beide Seiten bedeuten, dass man ohne einander nicht auskommt – egal ob der Partner nun Google oder Alphabet heisst.

Als Fazit bleibt uns ein Bild übrig: Google wird als Alphabet ein schwieriger Partner bleiben, der Anlauf zu einem Sprung in eine noch dynamischere Zukunft nimmt. Was aus diesem Verhältnis für die Verlage wird? Es bleibt spannend.

 

 

iEverything? Neues von Apple

0
0

Drei Wochen ist es nun her, seitdem Apple auf seinem Special Event das zu erwartende Feuerwerk abgebrannt und die jüngsten Produkte des Unternehmens gezeigt hat. Mittlerweile ist iOS 9 verfügbar, viele der gezeigten Apps und Features können über die ersten Kommentare hinaus in der Praxis getestet und bewertet werden. Wir geben einen Überblick zu den News aus dem Apple-Ökosystem und zeigen, was die Entwicklungen für Verlage, Medienhäuser, Content-Anbieter und App-Publisher bedeuten.

Business as usual – oder doch eine neue Stufe der Entwicklung?

Regelmäßig gibt es nach den Apple-Präsentationen ebenso viele euphorische Kommentare wie ernüchterte Reaktionen von Zeitgenossen, die sich mehr erwartet hatten. Denn klar ist bei der Produktstrategie von Apple, dass es einmal pro Jahr ein neues iOS und eine neue Generation von Geräten gibt, die jedesmal bessere Prozessoren, mehr Leistung und Speicher, bessere Displays und Kameras beinhalten. Bei der diesjährigen Präsentation fiel jedoch auf, dass sich in der Flut von Produktinnovationen viele Details verbergen, die auf den ersten Blick nicht so auffallen – am Ende aber doch das Potenzial haben, das Apple-Ökosystem deutlich zu verändern.

 

iOS 9: keine Revolution, aber viele spannende Details

Deutlich wird dies zum Beispiel schon an den neuen Features von iOS 9: Zunächst bringt das neue Betriebssystem viel Produktpflege im Detail mit einer Menge zunächst unscheinbarer Funktionen, die im mobilen Alltag aber sehr praktisch sind, wie z.B. die Copy & Paste-Funktion in der neuen Tastatur oder den “Zurück zur letzten App”-Button als App-Umschalter. Als kleine Revolution aber kann man fast schon das neu eingeführte Multitasking in iOS bezeichnen, mit dem zwei Apps auf einem geteilten Display parallel ausgeführt werden können. Das macht natürlich vor allem Sinn auf den großen iPads, ist aber hier schon klar im Hinblick auf die angepeilte Zielgruppe der Unternehmen des iPad Pro gedacht. Aber auch technologische Neuerungen wie 3D-Touch zum Auslösen verschiedener Aktionen durch verschieden starken Touch füllen Lücken, die bisher in der mobilen Usability klafften.

 

iOS9-multitasking

Multitasking in iOS 9: zwei Office-Anwendungen parallel ausführen dürfte ein typisches Szenario sein (Quelle/Copyright: Apple)

 

Über das Auslaufen des Apple-Newsstand für Zeitschriften-Apps und die neue Apple-News-App hatten wir schon einige Male berichtet. Für Verlage und Medienhäuser ist dies sicherlich eine der interessantesten Neuerungen, auch wenn die App bisher nur in den USA verfügbar ist. Aber hier zu beobachten, wie sich ein im Ökosystem gekapseltes Modell des News-Vertriebs mit der Möglichkeit zur Eigenvermarktung der Online-Anzeigen in der Praxis tatsächlich verhält, dürfte in der nächsten Zeit hoch spannend werden. Immerhin hat das Modell bereits so hohe Wellen geschlagen, dass sich neben Apple News und Facebook Instant Articles auch eine Initative von Google und Twitter zur News-Distribution für das mobile Web gesellt hat.

 

ios9-apple-news-three-700x394

News-Distribution über die Apple-News-App: ein Zukunftsmodell für die mobilen Ökosysteme? (Quelle/Copyright: Apple)

 

Ebenfalls für einige Nachbeben im Publishing dürfte die Einführung der Adblocker in iOS 9 sorgen: Schon länger geht die Diskussion über die lästigen Nebeneffekte der Online-Werbung durchs Netz. Inzwischen kann man selber live testen, wie relativ erholsam für Augen, Nerven und Datentarif das Surfen ohne Banner ist. Natürlich wird diese Entwicklung die Diskussion über die Effektivität von Online-Reklame noch einmal verschärfen und zeigen, dass für viele Publikationen die reine Werbefinanzierung einfach kein nachhaltiges Geschäftsmodell ist. Neben den Artikeln zum Thema empfehlen wir zur Lektüre gerne die klugen Kommentare von Baldur Bjarnasson und Seth Godin.

Zum Überblick können wir daneben die Beiträge von The Next Web und GigaOM zu iOS 9 empfehlen – und die strategische Analyse von TechPinions, die gar die Vorhersage treffen, iOS könnte das “Enterprise-Betriebssystem der Millennials” werden. Und auch wenn das etwas hochgegriffen erscheint, ein großer Wurf ist die aktuelle Betriebssystem-Generation schon: Einmal mehr zeigt Apple, wie geschickt der Konzern in der Integration so vieler Nutzerbedürfnisse ist und wie stark der Plattform-Lockin-Effekt ist, der dadurch entsteht.

 

iPad Pro: Apple auf der Suche nach neuen Zielgruppen

Wirklich spannend auch für Fachleute gestaltete sich die Präsentation des iPad Pro: Klar auf professionelle Zielgruppen hin fokussiert, bringt das Gerät nicht nur ein Display, das doppelt so groß ist wie das aktuelle iPad Air, sondern auch soviel mehr Rechen-Power, dass es damit viele Business-Notebooks in den Schatten stellen dürfen. Mit dem dazu passenden Eingabe-Stift und vielen demonstrierten Apps werden nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Gestalter, Designer und sogar Zielgruppen aus den Ingenieur-Berufen angesprochen. T3N spicht hier nicht zu Unrecht von einer kleinen Revolution. Auch wenn das Gerät seine Nische zwischen kleinen Tablets und Laptops noch finden muss – Anwendungsgebiete wären aber reichlich vorhanden.

 

ipad-pro

Selbst anspruchvolle CAD-Anwendungen rendern in Echtzeit: Vor 5 Jahren noch hätte wohl kaum jemand gedacht, dass ein Mobilgerät so etwas hinbekommt. (Quelle/Copryright: Apple)

 

Dazu geben die ersten präsentierten Apps bereits genug Ideen: Adobe zeigte Gestalter-Tools für Illustratoren und sogar eine Art abgespeckter InDesign-Variante für iOS, Microsoft war mit seinen Office-Apps präsent und sogar wirklich performance-kritische Anwendungen wie 3D-CAD-Rendering scheinen auf der Plattform gut zu funktionieren. Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, Microsoft quasi als Special Guest auf einer Apple-Keynote zu sehen, bei der Apple im Grunde dafür gefeiert wird, dass das Unternehmen erfolgreich den Surface-Tablet-Ansatz kopiert hat – klar ist aber auch, dass Apple diesen Ansatz nur mit genügend attraktiven Anwendungen von Drittanbietern zum Markterfolg bringen wird.

Für Publisher bedeutet das neue Gerät wahrscheinlich vor allem, dass es in Zukunft noch einmal deutlich mehr Zielgruppen geben könnte, die in ihrem Arbeitsumfeld mit Content und Apps angesprochen werden – und dass als Teil der Käuferschicht, die schon lange bekannt dafür ist, bei weitem am meisten für  Content und Apps auszugeben. Und ein bisher kaum beachtetes Detail: Mit dem iPad Pro existiert zum ersten Mal ein Mobilgerät, das Inhalte auf größerem Display und in besserer Auflösung darstellen kann als in vielen Print-Publikationen…

 

Das iPhone-Abo: Auf dem Weg zur Flatrate für das Ökosystem?

Ein wirklich spannendes Modell stellt auch das neue iPhone-Abo dar: Für etwa 35$ pro Monat erhält man direkt von Apple jährlich ein neues Gerät. Aus Apples Geschäftsmodell eine großartige Idee, denn so können die Produkt-Launch-Effekte etwas gedämpft und regelmäßige Umsätze in die Bilanz integriert werden. Und im Trend zur Flatrate liegt die Idee ohnehin: das Modell könnte ein Schritt hin zu einer “Ökosystem-Flatrate” sein, in der dann auch Content und Apps Teile des Pakets sind. Das Abomodell hat sicher das Potenzial für massive Disruption, insbesondere bei den Telefongesellschaften als Konkurrenten – und bedeutet am Ende für Apple auch noch mehr Kundenbindung und für die Kunden noch mehr Plattform-Lockin.

 

iOS, WatchOS, TV OS – was wird die nächste Betriebssystem-Variante?

Neben iOS spielten auch die neuen Betriebssysteme für die Apple Watch und für Apple TV eine verblüffend große Rolle: ein Zeichen dafür dass Apple die Strategie von Amazon und Google aufnimmt, mit System-Varianten auf immer mehr Endgeräte-Typen vertreten zu sein und Stück für Stück alle Lebensbereiche zu durchdringen sucht. Gerüchtehalber steht ja das Auto schon auf der Liste, die “iOS in the car”-Initiative ist ein erstes Zeichen, auch wenn dies hierzulande noch kaum wahrgenommen wird. Geht es auf diesem Weg weiter mit dem Internet der Dinge, ist nahezu sicher, dass die nächste iOS-Variante schon in der Entwicklungs-Pipeline steht.

 

Fazit

Auch wenn sich in die Kommentare immer auch sehr kritische Stimmen mischen, erscheint uns klar, dass Apple einmal wieder seinen Erfolgkurs fortsetzt. Das Unternehmen hat das bei weitem profitabelste Ökosystem entwickelt, sowohl für das eigene Geschäftsmodell als Hardware-Anbieter, als auch für die Monetarisierung von Content und Apps durch die Anbieter. Neu ist jedoch der Zug, dass Apple stärker als bisher über einzelne Geräte hinaus auch als Plattform-Anbieter denkt und mit Angeboten wie Apple News eben auch die schiere Masse seiner Nutzer monetarisiert. Für Verlage und Medienhäuser dürfte dies bedeuten, dass man mit seinen Inhalten stets auch im Apple-Ökosystem präsent sein sollte – auch wenn dies aufgrund vieler Rahmenbedingungen keine allzu komfortable Existenz ist. Denn Apple ist in Deutschland in einer Minderheiten-Position, was die Gerätenutzer angeht – aber die Möglichkeiten zur Monetarisierung bleiben im Vergleich zur Android-Welt hoch.

 

Mobile Publishing: Update September 2015

0
0

Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse bereitet sich die deutsche Verlagsbranche wie jedes Jahr auf die Leistungsschau der analogen Content-Haptik vor. Und wie immer drehen die großen mobilen Ökosysteme jeden Monat an der Innovations-Schraube. Von den News von Amazon, Apple und Google über die Diskussionen im US-eBook-Markt, von neuen Publishing-Tools bis zu Marketing-Trends für Kindermedien – wie jeden Monat kommentieren wir die zentralen Trends und Entwicklungen im Mobile Publishing:

Das richtige Produkt entwickeln

Grundsätzliches zum Herbst: Immer wieder gibt es in unseren Themen spannende Longreads zu den großen Entwicklungslinien im digitalen Publizieren von Autoren, die über den Tag hinaus denken – diesmal möchten wir gleich vier davon empfehlen: In seinem Beitrag “Wie Verlage zu Tesla werden” zieht Helmut Müller bei Pulse grundlegende Vergleiche zwischen der Verlags- und der Automobilbranche und zeigt, wie ähnlich (oder wie unterschiedlich) sich Disruption in verschiedenen Wirtschaftsbereichen auswirken kann. Publishing-Doyen Craig Mod fragt in seinem Essay “Future Reading” im Aeon Magazine “Will digital books ever replace print?” und stellt eine breit angelegte Reflektion über das analoge und das digitale Lesen an.

Baldur Bjarnason sammelt in seiner Online-Veröffentlichung “This is not a book” zusammen mit seinem Kollegen Tom Abba elaborierte Ideen und langjährige Erfahrung aus dem digitalen Schreibung und Publizieren – die Aufsatzsammlung wird laufend ergänzt und ist sehr viel mehr als ein Longread, aber auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung. Der ebenfalls stets lesenwerte Benedict Evans wagt mit “Forget about the mobile internet” eine steile These: Lange war man es gewohnt, das mobile Internet als eine Art weniger funktionales Subset des gesamten Internet anzusehen – inzwischen hat sich dieses Verhältnis aber umgedreht. Das mobile Netz hat inzwischen sowohl mehr Möglichkeiten als auch mehr Reichweite. Nur die Content-Publisher sind dieser Entwicklung noch nicht hinterher gekommen.

 

So entwickelt sich der Markt

Amazon, Apple, Google – das machen die großen Drei: Apple hat wie üblich im Herbst sein großes Produkt-Feuerwerk abgebrannt und die jüngste Technologie-Generation vorgestellt. Aller Neuerungen im Überblick zeigen wir in unserem Artikel dazu, daneben empfehlen wir zum vielleicht spannendsten Produkt iPad Pro die Einschätzung von Fast Company, sowie zum Zukunftspotenzial von iOS die strategische Analyse von TechPinions.

Amazon dagegen hat bei der Entwicklung der Fire Phones und Tablets bisher wenig Geschick bewiesen und ist vom Markt abgestraft worden. Im Tablet-Bereich führt die Entwicklung klar in Richtung “race to the bottom” und selbst skuril anmutende Modelle wie der Tablet-Verkauf im Sixpack stehen ernsthaft zur Debatte. Dagegen boomen der eCommerce-Bereich und der eigene Online-Shop – mit Zuwachsraten, die Amazons Shopping-App zu einem Problem für Googles Werbeprogramm machen könnte.

Googles großes Thema dieser Tage ist die Transformation zum Technologie-Mischkonzern Alphabet – auch dazu haben wir eine ausführliche Analyse erstellt. Doch so sehr das Unternehmen boomt, der eBook-Bereich scheint davon nicht betroffen: Google Play Books ist zum Spielfeld der Piraterie geworden (wir berichteten schon vor längerem auf bookbytes darüber) und das Google Books-Programm ziemlich in Vergessenheit geraten. Schade, denn beim Potenzial dieses Ökosystems wären hier mehr Chancen für Publisher drin gewesen.

Rauf oder runter? Der eBook-Markt in den USA: Ausgehend von einem Artikel in der New York Times geht einmal wieder eine breite Diskussion über die eBook-Marktentwicklung durch die amerikanischen Medien. Mit den Zahlen der AAP als Basis wird hier die These aufgestellt, der eBook-Markt in den USA würde wieder schrumpfen. Das Problem dabei: Der Verlegerverband AAP erfasst mit den Zahlen seiner Mitglieder längst nicht mehr den gesamten Markt, insbesondere alle Selfpublisher werden schlicht nicht mitgezählt – beim Boom des Selfpublishing in den USA ein Faktor, der zu erheblichen Verzerrungen führen kann.

Und natürlich spielen auch die nach Abschluss neuer Agency-Verträge durch die US-Großverlage z.T. erheblich gestiegenen eBook-Preise dabei keine geringe Rolle. Wer sich neben den großen Headlines für die Details dieser Entwicklung interessiert, dem empfehlen wir die klugen Kommentare von Ben Thompson und Thad McIllroy  – oder die Lektüre von Hugh Howeys “Author Earnings”-Report, der das Thema von der Autorenseite her beleuchtet. Die zentrale Folie aus der regelmäßig erscheinenden Studie hier vorab:

 

aap-unit-sales

Der eBook-Markt in den USA schrumpft? Das stimmt nur, solange man die Zahlen der AAP-Mitglieder als gleichbedeutend mit dem Gesamtmarkt ansieht. (Quelle/Copyright: authorearnings.com)

 

Das Ende von Oyster: Bereits einige Male waren die vieldiskutierten eBook-Flatrate-Modelle dieses Jahr in den Branchenmedien, z.B. wegen den Änderungen im Geschäftsmodell von Scribd oder der Anpassung der Autorenvergütung bei Kindle Unlimited. Nun hat das Startup-Sterben den Flatrate-Anbeiter Oyster erwischt, der in den nächsten Monaten seinen Geschäftsbetrieb einstellen wird. Und obwohl im Fall von Oyster die Vermutung naheliegt, dass Google hier mit einer umfangreichen Personalakquise nachgeholfen hat, gibt das Ende eines weiteren interessanten Publishing-Startup doch zu denken: Kann eBook-Abo wirklich als nachhaltiges Geschäftsmodell realisiert werden? Vor allem, wenn das Unternehmen wie im Fall von Oyster umso mehr Geld verbrennt, je erfolgreicher es beim Kunden ist? Wir sind skeptisch.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Neue Versionen, neue Tools, neue Plattformen: Im Herbst zeigt sich einmal wieder Bewegung bei den Publishing-Tools. Nach langem Stillstand hat sich Quark unter anderem entschieden, der Version 2015 von QuarkXpress erhebliche Verbesserungen im bisher ausgesprochen rudimentären EPUB-Export zu gönnen. Der Open-Source-EPUB-Editor Sigil wird nach längerer Pause seit diesem Jahr wieder aktiv weiter entwickelt und scheint bald echte EPUB3-Fähigkeiten zu bekommen – ein EPUB3-Export ist bereits per Plugin möglich. Das Update auf iOS 9 hat wie üblich auch auf iBooks durchgeschlagen, hier allerdings sind vor allem einige Änderungen zu beobachten, die eher als Bugs denn als Verbesserung angesehen werden müssen.

Auch im Bereich Online-Plattformen gibt es einige spannende News: Pronoun (ehemals Vook) hat aktuell seine neue eBook-Publishing-Plattform vorgestellt. Von Publizard kommt eine Online-Lese-Plattform für EPUB3-eBooks, die auch Annotationen und Kommentare mit Sharing-Optionen möglich machen soll. Und auch Helicon Books will auf der Frankfurter Buchmesse seine neue Cloud-Reading-Plattform präsentieren. Electricomics dagegen gilt unter Fachleuten als das nächste große Ding im Bereich digitaler Comic-Umsetzungen – wir sind gespannt, wie sich das Modell nach vielversprechendem Start entwickelt.

Auch wenn sich an den Publishing-Modellen in diesem Bereich nach dem Ende des Apple Newsstand einiges ändern wird, so bleibt doch Adobe DPS eines der zentralen Tools für Magazin- und Zeitungs-Umsetzungen. Wie man DPS-Apps auch auf Basis von WordPress als CMS beschicken kann, zeigt Haeme Ulrich auf publishingblog.ch. Einen großen Wurf hat sich dagegen die Washington Post vorgenommen: mit “Arc” hat man sich hier nicht nur ein eigenes Highend-CMS entwickelt, sondern will dieses auch als Produkt für andere Verlage zur Verfügung stellen. “Native App oder Web-App?” ist eine klassische Frage in der Entwicklung, vor allem für Content-basierte Apps – Atavist hat sich in dieser Frage klar entschieden, lässt seine nativen Mobile-Apps auslaufen und setzt für die Zukunft komplett auf Web-Applikationen. Und für alle, die sich direkt mit App-Projekten beschäftigen müssen, gibt es im Smashing Magazine einen interessanten Erfahrungsbericht über “Rapid-Development”-Ansätze zu lesen.

Auch im Bereich Augmented Reality gibt es spannendes zu berichten. Der New Yorker hat eine App-Version seines Magazins für Virtual-Reality-Brillen wie die Oculus Rift vorgestellt und zeigt damit, wie Magazin-Lesen in Zukunft aussehen könnte:

 

 

Dieses Produkt will der Kunde

Der Deutsche eBook-Award: Auf der Frankfurter Buchmesse wird dieses Jahr zum zweiten Mal der deutsche eBook-Award verliehen, an dem wir auch in der Jury mitwirken. Die Nominierungen stehen seit letzter Woche online und zeigen, wie breit die digitalen Portfolios auhc in Deutschland mittlerweile aufgestellt sind. Eine “vielseitige Vorauswahl”, urteilt der Buchreport über die nominierten Titel – schaut man im Vergleich aber in den englischsprachigen Raum, wie es jüngst der Guardian in einem Artikel über die besten interaktiven Buch-Apps der letzten Jahre getan hat, wird auch schnell klar, wie viel Luft hier noch nach oben ist.

 

So erreiche ich den Kunden

Von Facebook bis zum Direktkunden-Vertrieb – Marketing für die Generation Z: Wer Content-Marketing betreibt, kommt an Facebook nicht vorbei. Und auch für den Content-Vertrieb machen die Instant Articles in diesem Jahr Furore – ob das Modell aber Segen oder Fluch für die Verlage ist, ist noch lange nicht ausgemacht. Klar entschieden hat sich in dieser Frage aktuell die Washington Post und setzt mit voller Kraft auf die News-Distribution über Facebook. Glaubt man Analysten wie Ben Thompson, hat das Unternehmen damit durchaus recht – denn seiner Ansicht nach ist das Marktpotenzial von Facebook noch lange nicht ausgeschöpft. Und auch aktuelle Studien wie die des Pew Research Center zu Mobile Messaging und Social Media zeigen die enorme Bedeutung, die die sozialen Netzwerke für die Kommunikation in allen Lebensbereichen gerade für die jüngere Generation haben.

Aber nicht nur die Vermarktung ist entscheidend für den Erfolg von digitalen Modellen, auch die Angebotsgestaltung im Detail: Unter dem Titel  “6 Verlage, die eBooks verstanden haben” versammlt Johannes Haupt bei lesen.net Publishing-Modelle aus Deutschland, die sich in vollem Umfang auf die Herausforderungen des Digitalen eingelassen haben. Wie man den Kindermedien-Markt mit seinen Besonderheiten angehen kann, zeigt TISP Smartbook in einer Übersicht über Trends im digitalen Marketing für die “Generation Spongebob”. Und auch Penguin Books, über deren Content-Marketing-Strategie wir dieses Jahr bereits ausführlich berichtet haben, melden sich mit einer toll gemachten Marketing-Microsite im typischen Penguin-Stil – auf jeden Fall einen Blick wert!

 

So rechnet sich das

Ad-Blocker und das Ende der Werbe-Finanzierung? Mit dem Start von iOS9 ist nun auch die lange erwartete Einführung der Adblocker erfolgt. Schon länger geht die Diskussion über die lästigen Nebeneffekte der Online-Werbung durchs Netz – und mittlerweile kann man selber testen, wie sich das Surfen ohne Banner anfühlt. Natürlich wird diese Entwicklung nicht der “slow death of the web”, sie wird die Diskussion über die Effektivität von Online-Reklame noch einmal verschärfen und zeigen, dass für viele Publikationen die reine Werbefinanzierung einfach kein nachhaltiges Geschäftsmodell ist.

Neben den Artikeln empfehlen wir zur Lektüre gerne die klugen Kommentare von Baldur Bjarnasson und Seth Godin. Völlig ungerührt von dieser Debatte zeigt sich dagegen Wired: seit Jahrzehnten als Zentralorgan der digitalen Avantgarde bekannt, vermeldet das Unternehmen mittlerweile einen Umsatzanteil von 2/3 mit Digitalmedien. Das Erfolgsgeheimnis: Premium-Content unter einer gut positionierten Marke.

Wir wünschen wie immer eine spannende Lektüre!

 

Sie wollen mehr wissen?

Wie jedes Jahr steht die Frankfurter Buchmesse vor der Tür – Sie können uns dort bei Interesse unter anderem bei folgenden Veranstaltungen treffen:

  • Vortrag und Gesprächsrunde “Mobile Publishing Trends”: am Stand von Silk Code UG (Halle 4.2 M74) am 14.10. um 10:45, sowie am 15.10. um 14:00
  • Vortrag und Gesprächsrunde “Zielgruppenmarketing”: am Stand von Silk Code UG (Halle 4.2 M74) am 16.10. um 10:45
  • Vortrag “Gestaltung und Typografie für eBooks”: am Stand der XML-Schule (Halle 4.2 L96) am 15.10. um 13:00
  • Gesprächsrunde zur “digitalen Produktentwicklung” mit Birte Hackenjos (Chief Operating Officer Haufe Gruppe), Till Weitendorf (Geschäftsführender Gesellschafter Oetinger Verlag GmbH) und Beatrice Gerner (Director Digital Products Springer Fachmedien) am 14.10. um 14.00 Uhr in Halle 4.0 J95
  • Vortrag “App-Projekte für Verlage und Medienhäuser: Trends in Markt und Technik”: am Stand der XML-Schule (Halle 4.2 L96) am 16.10. um 13:00
  • Gesprächsrunde Los futuro/s del Libro: 15.10 um 15:45 (Halle 5.1 B-116)
  • Preisverleihung “Deutscher eBook-Award”: im Orbanism Space (Halle 4.1 B73) am 15.10. um 18:00

 

 


Mobile Publishing: 10 Trends zur Frankfurter Buchmesse 2015

0
0

Zur Frankfurter Buchmesse gehört eine Trend-Schau. Natürlich spielen die Bücher die Hauptrolle. Aber die Zukunft verlangt nach einem Blick auf die digitale Welt. Für einen Vortrag bei unserem Partner SilkCode hat jeder von uns fünf Trends ausgewählt – die aus unserer Sicht zentralen Entwicklungen im mobilen Publizieren für 2015. Wir möchten Ihnen die Erkenntnisse in Form eines Artikels nicht vorenthalten, denn die Trends gehören nicht nur auf die Messe – sondern ins alltägliche Arbeiten mit den digitalen Medien:

1.  Apps, Apps, Apps

Im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile 1.000.000.000 Apps. Ziemlich viele. Und die werden immer mehr. Denn die Kunden verbringen immer mehr Zeit mit ihrem Smartphone. Und sie verbringen auch immer mehr Zeit mit Apps. Aber:  The winner takes it all. So lautet der Wehrmutstropfen. Denn neben den sozialen Netzwerken, Messenger-Diensten und Newsportalen bleiben nicht viele Apps. Und nur die wichtigsten werden regelmäßig genutzt. Da heißt es dran bleiben, am App-Marketing (wie seit Jahren eben).

 

chartoftheday_3835_top_10_app_usage_n

Die App-Nutzung nimmt zwar insgesamt zu, aber verdichtet sich auch bei Intensiv-Nutzern stark auf die Top 10 der persönlichen Favoriten-Apps. Wer langfristig in der Nutzung bleiben will, muss dafür hart arbeiten. (Quelle/Copyright: www.statista.com)

 

2. eBooks sind out, wirklich?

Ein Artikel der New York Times hat die Diskussion wieder angefacht: Legt man die Zahlen der AAP zugrunde, schrumpft der eBook-Markt in den USA. Wie ist diese Aussage zu bewerten? Spricht man mit amerikanischen Verlegern, wird die Entwicklung sehr viel gelassener gesehen. Zum einen haben alle großen Verlage in letzter Zeit neue Agency-Verträge abgeschlossen und dabei z.T. sehr ordentlich die Preise erhöht – mit natürlichen Folgen für den Absatz in Stückzahlen. Zum zweiten ist inzwischen die Zahl der Selfpublising-Titel im Markt so sehr angestiegen, dass der Marktanteil der AAP-Verlage einfach nicht mehr repräsentativ für den Gesamtmarkt ist – wie immer wieder in Hugh Howeys “Author Earnings”-Report nachzulesen ist.

Zu guter Letzt boomen in den USA Vertriebs- und Rezeptionsformen wie Abomodelle und Flatrates, Bibliotheken-Onleihe, Content-Lizensierung an Großkunden, Marketing-Partner, Airlines, Kaffee-Ketten etc., die mit den aus dem Buchmarkt gewohnten Stückzahlen-Verkaufs-Statistiken einfach nicht mehr sinnvoll erfassbar sind. Dies alles sollte jedoch nicht zu dem Schluss verleiten, dass das digitale Lesen zurückgeht – ganz im Gegenteil, alle diese Trends sind auch in Deutschland wirksam und zeigen, dass das digitale Lesen eher vielfältiger wird, sich ausdifferenziert, dabei aber auch schwerer über Statistiken erfassbar wird.

 

authorearnings

Die Verkaufszahlen von Selfpublishern und Indie-Verlagen steigen an, die der Großverlage sinken – eine Folge der Marktkonsolidierung in den USA. (Quelle/Copyright: www.authorearnings.com)

 

3. Metadaten

Um gefunden zu werden, muss man sichtbar sein. Um sichtbar zu sein, muss man die für den Kunden relevanten Schlagworte bieten. Man muss die richtigen Metadaten bereit halten. Klingt einfach. Ist es auch. Nur muss man eben für Kataloge in Bibliotheken und Buchhandlungen traditioneller Art eine Form von Daten sicherstellen. Das VLB belohnt die fleißigen Verlage auch, wenn sie schon mal von thema gehört haben und sich auch sonst bemühen, brav alle Felder auszufüllen, die in der Regel nur widerwillig von Lektoren oder Vertrieblern gefüllt werden.

Anders sieht es da schon bei Amazon aus. Denn die erstellen ihre eigenen Listen und wollen wie immer ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Die kann sich schnell auszahlen. Wenn man bedenkt, welcher Katalog der wichtigste ist. Und dann gibt es da ja auch noch Google, einem Dienst, von dem es heißt, dass er den Menschen das Denken abnehme, weil sie sich selbst bei der Rechtschreibung über autocomplete helfen lassen. Künftig wird das sowieso über Sprachsteuerung erfolgen. Dumm nur, dass man dann dem Volk sehr genau aufs Maul schauen muss, um zu verstehen, was die wirklich wollen.

 

kindle samurai

Für Selfpublisher gibt es genaue Anleitungen, wie sie ein Samurai werden – im Sinne der besseren Auffindbarkeit auf Amazon natürlich. (Quelle: http://sale.kindlesamurai.net/)

 

4. Sichtbarkeit

Warum sind Metadaten für die digitale Erschließung von Verlagscontent so zentral? Abgesehen davon, dass über alle Medienformen hinweg die Menge verfügbarer Inhalte so explodiert, dass Content schlicht kein knappes Gut mehr ist – auch für den Verlagsmarkt im engeren Sinne zeigt sich: Die Neuerscheinungen der traditionellen Verlage gehen leicht zurück, während die Selfpublisher-Titel stark ansteigen. Gleichzeitig haben alle großen Verlage hohe Summen investiert, um ihre Backlist digital verfügbar zu machen.

Die Folge: Die Gesamtzahl der lieferbaren Titel im Digitalen ist insgesamt wesentlich höher als noch vor 10 Jahren im Print – und das bei stabiler Nachfrage. Die Verlage müssen immer mehr Aufwand ins Marketing stecken, damit Titel überhaupt noch wahrgenommen werden. Gleichzeitig wächst eine Zielgruppe heran, die bei jeder denkbaren Fragestellung eine Google-Suche absetzt – und für die alles, was nicht unter den ersten 10 Treffern erscheint, de facto nicht mehr existiert. In dieser Situation noch für Sichtbarkeit zu sorgen, kann ohne erheblich vergrößerte Ressourcen für Marketing nur über Metadatenvergabe für eine automatisierte Erschließung von Content funktionieren.

 

selfpublishing

Auch in Deutschland steigt die Zahl der Selfpublishing-Titel stark an, die Veröffentlichungen der traditionellen Verlage gehen zurück. (Quelle/Copyright: Sönke Schulz, tredition.de)

 

5. Streaming

Jetzt, wo der Buchclub gestorben ist, jetzt werden die Abodienste nochmal richtig sexy. Sie heißen jetzt Streaming und verdanken ihre Renaissance der Musik und dem Video. Immer wieder neue Lieder zu entdecken oder die alten Schlager immer wieder hören zu können, das geht am einfachsten über streaming. Denn dann schwebt man schon über den Wolken. Und bei den Serien heißt es bei netflix oder Amazon eh schon lange – same procedure as every year?

 

streaming

Streaming bleibt im Trend: In den USA übersteigen die Umsätze durch Musik-Streaming erstmals die Umsätze physischer Tonträger. (Quelle/Copyright: www.statista.com)

 

6. Connectivity & Shareability

Der Trend hat in den sozialen Medien begonnen: Content muss nicht einfach nur werthaltig in Inhalt und Ästhetik sein, sondern sich auch gut teilen und mitteilen lassen. Aber auch für Content-basierte Apps gilt: Content-Silos, die nur monolithisch Inhalte von A nach B transportieren, sind out – moderne Apps sind untereinander über Schnittstellen und auf Betriebssystem-Ebene vielfältig vernetzbar.

Und für jeden Nutzer wird es wichtiger, Inhalte eben nicht nur innerhalb einer proprietären App verwenden, sondern auch in andere Productivity-Anwendungen übergeben und dort weiter arbeiten zu können – ob dies in Form von Kontakte/Termine-Anwendungen, Reader-Apps, Speicherdiensten, Notiz-/To-Do-Listen-Apps oder anderen Werkzeugen erfolgt. Wer Content in Apps zur Verfügung stellt, sollte diese Funktionen auch bieten, um für den Kunden attraktiv zu bleiben.

 

feedly

Der RSS-Feedreader “Feedly” als Beispiel für den Connectivity-Trend: Die App ist nicht deswegen so gut, weil sie Content gut präsentiert und aggregiert, sondern weil sie die vielfältigsten Schnittstellen zu anderen iOS-Apps bietet. (Quelle/Copyright: feedly.com)

 

7. Social Traffic

Der Anlass, auf eine Nachrichtenseite zu gehen, kommt heute oft aus den sozialen Netzwerken. Schau mal, was ich da und dort entdeckt habe! Und wusstest du schon, dass das und jenes passiert ist? Mund-zu-Mund heißt heute Smartphone-zu-Smartphone und unterstreicht die Bedeutung der sozialen Netzwerke für jede Form der Kommunikation und Sichtbarkeit im Netz.

 

social-traffic

Vor gut einem Jahr kamen mehr Kunden auf die Webseiten der großen Zeitschriften und Zeitungen über die sozialen Netzwerke als über eine gezielte Suche. (Quelle/Copyright: http://fipp.s3.amazonaws.com/media/documents/FIPP%20World%20Media%20Trends_Special%20Report_Social%20Media.pdf)

 

8. Social News

In diesem Jahr haben die sozialen Netzwerke Nachrichten als zentrales Genre für sich entdeckt: Parallel zur Diskussion über Online-Werbung und Ad-Blocker bemühen sich Facebook, Apple und Twitter, News-Publisher als Lieferanten für exklusiven Content für sich zu verpflichten. Direkte Integration der Nachrichten in die Ökosysteme gegen das Recht, Werbung darin selber zu vermarkten oder sehr viel bessere Konditionen zu erhalten, heißt der Deal, der hier angeboten wird.

Natürlich führt dieser Trend weg vom offenen Web und ist darauf angelegt, die Bindung an die jeweiligen Netzwerke noch zu verstärken – für alle beteiligten Seiten. Gerade deswegen wird es in den nächsten Jahren extrem interessant sein, zu beobachten, ob diese Entwicklung zum Erfolg führt oder eine Sackgasse ist. Dennoch wird sich jeder News-Anbieter recht schnell überlegen müssen, welche Position er zu Social News einnimmt – denn unbeteiligt wird hier niemand bleiben.

 

social-news

Ob die App nun Facebook Instant Articles heißt, oder Apple News: Die großen Anbieter versuchen massiv, News exklusiv in ihre Ökosystem zu integrieren. (Quelle/Copyright: Facebook/Apple)

 

9. Cognitive Computing

Die Zukunft des Schreibens ist digital. Wenn die Computer jetzt schon sogar Fußballspiele zusammenfassen können, wie sieht dann die Zukunft aus? Ob sie dann auch irgendwann mal Weltmeister werden, selber eine Meisterschaft organisieren und dabei Bestechungsgelder fließen lassen? Oder sich irgendwann traurig in ein Eck verziehen, weil noch mächtigere Computer von anderen Planeten ganz andere Texte schreiben werden? Dann können sie sich zumindest bei den jetzigen Journalisten Rat holen, wie man mit derlei Krisen umgeht.

 

ny times

Computer oder Mensch? Die NY Times hat ihre Kunden gefragt, ob sie den Unterschied erkennen. Probieren Sie es selbst. (Quelle: http://www.nytimes.com/interactive/2015/03/08/opinion/sunday/algorithm-human-quiz.html)

 

10. Smart Apps

Mit Siri hat es vor einigen Jahren schon begonnen, inzwischen hat jeder große Anbieter seinen mobilen Assistenten im Portfolio: Google Now on tap, Cortana von Microsoft oder Facebook M sind Beispiele für einen neuen Typ von Mobile-App. Die Anwendungen haben keine Bedienungsoberfläche mehr im klassischen Sinne, werden sprachgesteuert, arbeiten mit Predictive-Analysis-Verfahren, um die zentralen Alltagssituationen der Nutzer und das daraus folgende Informationsbedürfnis möglichst gut vorausahnen zu können. Und immer öfter wird auch klassischer Content von Ihnen erfasst, verarbeitet und aggregiert – selbst wenn er sich in nativen Mobile-Apps befindet.

Für Content-Anbieter hat dies zwei Folgen: Zum einen sollten Inhalte so gestaltet werden, dass sie über Metadaten und die Mechanismen zur Content-Indexierung der Mobilbetriebssysteme für die Assistenten verarbeitbar sind. Zum anderen sollten diese intelligenten Funktionen auch in das Design von eigenen Content-basierten Apps einbezogen werden – denn erfahrungsgemäß werden Nutzer zwar im Consumer-Bereich an neue Funktionen gewöhnt, erwarten diese dann aber nach einiger Zeit selbstverständlich auch im professionellen Bereich.

 

smart-apps

Ob sie nun Siri heißen, Google Now on Tap, oder Facebook M – mit den sprachgesteuerten mobilen Assistenten entsteht ein neuer Typus App, den man ernst nehmen muss. (Quelle/Copyright: Apple/Google)

 

 

 

 

Mobile Publishing: Update Oktober 2015

0
0

Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als Manager mit ihrem Blackberry die digitalen Vorreiter in Unternehmen sein konnten und Jugendliche ohne Spielkonsole nicht cool waren? Dann bitte weiterlesen – oder zumindest die Grafiken in diesem Artikel genüsslich ansehen! Wir fassen wie jeden Monat die wichtigsten Entwicklungen und Trends im Mobile Publishing zusammen:

Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse war wie jedes Jahr eine Fundgrube für Trends und neue Geschäftsmodelle: Auf der Konferenz “The Markets” wurden zahlreiche Erfolgsstrategien aus dem globalen Geschäft vorgestellt. T3N berichtet von seiner Startup-Tour und stellt spannende Newcomer vor. Rüdiger Wischenbart sieht die Chancen der Verlage vor allem im internationalen Geschäft in den aufstrebenden Märkten der Schwellenländer. Michael Kozlowski gibt auf Goodereader einen guten Überblick darüber, wie die Messe aus internationaler Perspektive wirkt. Und wenn selbst die traditionell digitalkritische FAZ mit Blick auf die Innovationen des Jahres konstatiert, dass es “den eBooks so schlecht gar nicht geht”, dann kann das nur gut sein für die Branche. Die zentralen Trends zur Messe aus unserer Sicht haben wir ebenfalls in einem aktuellen Artikel zusammengefasst.

 

So entwickelt sich der Markt

Aktuelles aus dem Hardware-Markt: Business Insider zeigt in seiner Studie über den weltweiten Mobilmarkt hauptsächlich die Dominanz der Großen: Auf der Software-Seite setzt sich das Duopol von Android und iOS immer weiter durch, im Hardware-Markt sind weltweit weiterhin Samsung und Apple die wichtigsten Player – allerdings mit Apple als dem bei weitem profitabelsten Hersteller. Die Studie im Original findet sich bei Business Insider, eine gute deutsche Zusammenfassung auf dem Blog der Wirtschaftswoche.

 

platform-shipments-global.png

Der weltweite Smartphone-Markt nach Betriebssystemen: Das Duopol von Android und iOS ist ungebrochen. (Quelle/Copyright: uk.businessinsider.com)

 

Die Studien des renommierten Pew Research Center sind regelmäßig eine gute Quelle für Trends und Tendenzen im US-Markt. Aktuell erschienen ist eine Studie über die Geräteverbreitung in den USA. Wenig überraschend nimmt hier die Durchdringung mit Smartphones und Tablets stark zu, PCs, Laptops und Game-Konsolen stagnieren und der eReader-Besitz geht wieder zurück. Die wichtigsten Zahlen auf einen Blick:

 

PI_2015-10-29_device-ownership_0-01

Der Boom von Smartphones und Tablets im US-Markt setzt sich fort. (Quelle/Copyright: www.pewinternet.org)

 

Die Bilanzen der großen Ökosysteme: Die aktuelle Quartalsbilanz zeigt Amazon ausnahmsweise mit deutlich weniger operativen Verlusten als sonst, der größte Umsatztreiber ist hier momentan das Geschäft mit Cloud-Services und SaaS-Modellen. Im Bereich Discoverability zeigt sich, dass der Amazon-Shop mittlerweile eine der dominantesten Plattformen für die Produktsuche weltweit ist. Aber auch Amazon ist nicht unbesiegbar: Das Beispiel Indien zeigt, dass Besonderheiten regionaler Märkte für den eCommerce-Riesen ein großes Problem sein können.

Apple feiert mit der aktuellen Bilanz das erfolgreichste Geschäftsjahr seiner Geschichte, dafür verantwortlich ist hauptsächlich der exzellente Absatz des iPhone. Auch Google hat die Umstrukturierung zu Alphabet offenbar betriebswirtschaftlich gut getan, wie die Bilanzen des dritten Quartals zeigen. Von den großen Anbietern schwächelt einzig Microsoft: Die Zahlen sehen nicht gut aus, schuld daran ist vor allem das im Grunde nicht vorhandene Mobilgeschäft. Und auch der Windows-App-Store hat momentan echte Probleme, denn es gibt nicht nur insgesamt zu wenig Apps – auch namhafte Hersteller lassen ihre Apps wieder auslaufen.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Deep Learning und intelligente Algorithmen: Nicht nur im Internet der Dinge wird die intelligente Verarbeitung von Informationen immer zentraler, auch in Content-Anwendungen. Zum Thema gibt Golem einen ausführlichen Überblick über Deep Learning und die zugrunde liegenden Verfahren. Und zum Aspekt “kognitive Systeme” haben wir aktuell einen eigenen Artikel im Portfolio.

Innovationen fürs Web: Gleich drei Innovationen kommen von Google: Nach einem aktuellen Artikel plant das Unternehmen, seine Betriebssysteme zu vereinen und in den nächsten Jahren Chrome OS und Android zu einer Systemplattform zu verschmelzen – der Konvergenz von Desktop und Mobile im Web-Bereich kann das nur gut tun.

Als Reaktion auf die Facebook Instant Articles oder Apple News kann die jüngste Initiative von Google für optimiertes Laden von Web-Content gewertet werden: Mit den “Accelerated Mobile Pages” kommt eine neue Technologie in den Markt, mit der Artikel für die mobile Anzeige über ein weltweites Content Delivery Network per Cache optimiert werden. Wie das im Detail funktioniert und welche Chancen darin liegen zeigt Wired in einem aktuellen Überblick.

Ebenfalls für den Mobile-Bereich ist Googles Versuch gedacht, in seinen Technologien den Unterschied zwischen Web-Content und Apps immer mehr verschwimmen zu lassen. Eine dazu entwickelte Suche-API macht es nun selbst unter iOS möglich, Inhalte innerhalb von nativen Apps auch für die Web-Indexierung zur Verfügung zu stellen – The Next Web bringt dazu einen Technologie-Überblick.

“Progressive Enhancement” ist ein zentrales Schlagwort für die mobile Web-Entwicklung – wer sich für diese Technologie und ihre Anwendung interessiert, findet hier einen tollen Vortrag von Jeremy Keith auf der “Beyond Tellerrand”-Konferenz dieses Jahres:

 

 

Dieses Produkt will der Kunde

Enhanced eBooks – dem Trend zum Trotz: Im Bereich Enhanced eBooks ist ja nach anfänglicher Euphorie etwas Ernüchterung eingetreten: Die Produktion ist aufwändig und die Zielgruppen sind dann doch nicht so groß wie erhofft. In England jedoch trotzt Joanne K. Rowling dem Trend und kommt mit einer iBooks-Version der Harry Potter-eBooks auf den Markt. Man darf durchaus gespannt sein auf die Digitalausgaben, denn darin wurde nicht nur Material aus den Filmen verwendet, sondern auch der Content-Pool von Pottermore für die Ergänzungen genutzt.

Ebenso ungerüht von der Diskussion um Sinn und Unsinn von iPad-Ausgaben zeigt sich Wiley Publishing: Der Fachverlag bringt in diesem Tagen seine 320. iPad-App (!) auf den Markt – von kostenlosen Teasern über Titel mit normalen eBook-Preisen bis hin zu teuren Fachpublikationen ist im Portfolio alles vertreten. Und so schlecht kann das Geschäft nicht laufen, wenn in derartigen Mengen für die Apple-Plattform produziert wird…

Aber auch in Deutschland werden immer wieder neue Digitalmodelle entwickelt: Der auf der Buchmesse zum zweiten Mal vergebene Deutsche eBook-Award zeigte mit seinen Nominierungen einen guten Überblick über den aktuellen Stand des digitalen Publizierens im Lande. Ebenfalls eine schöne Produktinnovation kommt von Audible: Mit einer Kombination aus Graphic Novel, Hörbuch und Virtual Reality-Elementen wird “Locke & Key” zum Leben erweckt. Einen guten Eindruck gibt das Demo-Video auf Youtube:

 

 

So erreiche ich den Kunden

Kundenzugänge für den eBook-Markt: In den letzten zwei Jahren hat sich deutlich gezeigt, dass Marketing, Kundenzugang und Touchpoints entscheidend sind für den Erfolg im eBook-Markt. Peter Schmid-Meil schreibt dazu bei bookbytes über die entscheidende Rolle von Metadaten für den eBook-Verkauf. Mike Shatzkin sieht die Chancen von eBooks besonders im Bereich Backlist-Verwertung und Export in neue, unerschlossene Märkte mit neuen Kundenzugängen. Und Michael Bhaskar gibt einen Überblick über die Herausforderungen für die nächsten 5 Jahre: Content-Kuratierung, Discoverability und Metadaten sind auch bei ihm die zentralen Konzepte. (Wir hatten in diesem Jahr schon mehrfach auf das Thema verwiesen, sei es in Empfehlungen, wie wichtig die Metadaten bei Amazon sind oder wie man spielerisch Metadaten generieren kann.)

eBook-Flatrates erleben dagegen eine schwierige Zeit: Nach dem Exit von Oyster gibt nun auch die txtr-Ausgründung Blloon den Geschäftsbetrieb auf. Davon allerdings lässt sich Bonnier nicht irritieren, denn mit Bookbeat kommt hier eine eigene Abo-Plattform neu in den europäischen Markt.

Plattformen und Strategien für News-Anbieter: Eine der Innovationen des Jahres für News-Anbieter war die Einführung der Facebook Instant Articles.  Wie sich die Erfahrungen mit der Plattform in der Praxis entwickeln, darüber berichtet ausführlich Nieman Lab. Ebenfalls ein Schlagwort des Jahres ist Blendle – die Content-Plattform für Zeitungen und Zeitschriften aus Holland hat doch einiges Potenzial, auch in Deutschland. Monday Note berichtet dazu sowohl über die Strategie von Blendle, als auch über die zugrundeliegenden Werkzeuge für Publisher. Und einen guten Einblick in die aktuellen Überlegungen und Diskussionen im US-Markt für News gibt ein sehr lesenswerter Longread zur Zukunft des Journalismus im Blog der New York Times.

 

Die Umsetzung

Mobile-Strategien für alle Medienbereiche:  Bob O’Donell führt bei Tech.Pinions richtig aus, dass Mobile eben mehr ist als nur eine Technologie, sondern ein eigenes Mindset – das auch auf strategischer Ebene gelebt werden will. Benedict Evans skizziert die aktuellen Veränderungen in den Mobilbetriebssystemen in Bezug auf intelligente Assistenten, Indexierung und Suche – und zeigt, dass gerade für Publisher Mobile alles andere als eine “neutrale Plattform” ist. Mobile Zeitgeist gibt einen guten Überblick über die aktuellen App-Store-Trends – und was sie bedeuten, wenn man erfolgreiche Apps publizieren will. Und wer im News-Bereich einmal nicht nur über die hochtrabenden Strategien, sondern auch einen tiefgehenden Einblick in das zugrunde liegende Zahlenwerk erhalten will, findet bei Nieman Lab einen lesenswerten Longread über die Digitalstrategie der New York Times.

 

Wir wünschen wie immer eine gute Lektüre!

 

 

Mobile Publishing: Update November 2015

0
0

Den Sommer haben wohl einige fleißig wie die Ameisen genutzt, um jetzt ihre Neuheiten zu präsentieren. Das Spektrum reicht hier von Apps über eBooks bis hin zu den Neuerungen in der Suche und der Wahrnehmung der Welt über Augmented Reality. Dass das Geldverdienen dabei nicht immer leicht ist, von Lateinamerika bis nach Südostasien, das versteht sich von selbst. Aber stöbern Sie doch selbst durch unsere Auslese des Monats November:

 Das richtige Produkt entwickeln

Die Ausdifferenzierung von eBooks und ePublishing: Teleread hat es aktuell in einem Artikel auf den Punkt gebracht: Die Digitalisierung differenziert die Produktentwicklung der Verlage auf ungeahnte Weise aus, weil je nach Größe des Verlages, nach Zielgruppe, nach Produkt-Genre und Nutzungsform ganz andere digitale Publikationsformen sinnvoll sind. Ein Phänomen, das wir auch in unserem Artikel über den Deutschen eBook-Award schon beschrieben haben. Joe Wikert beschreibt ergänzend dazu Wege, wie sich Digitalprodukte und Print-Bücher besser ergänzen können als bisher. Und Marianne Calilhanna skizziert bei Digital Book World die ideale Publishing-App aus Nutzersicht.

Einen interessanten Ansatz für das akademische Publizieren zeigen aktuell die “Cambridge Elements”: In diesem Digital-Imprint der Cambridge University Press werden akademische eBook-Singles mit kurzen Publikationszyklen, redaktioneller Betreuung per Fachredaktion und Peer-Review, Lesemöglichkeit auf allen digitalen Kanälen und angeschlossener POD-Schiene verknüpft. Wir sind gespannt, wie sich dieses Konzept entwickelt.

Für den Publikumsbereich dagegen hat Leah Withers auf BoingBoing eine Reihe bemerkenswerte Digital-Publikationen der letzten Zeit gesammelt – eine Fundgrube an Ideen für jeden Publikumsverlag. Die spannendste davon aus unserer Sicht: “The Pickle Index”: Das Produkt verbindet eine hochwertige Print-Ausgabe mit einem innovativen App-Konzept, das Roman, Rezeptbuch und soziales Netzwerk kombiniert. Einen Blick auf die App-Version gibt es auf Vimeo:

 

THE PICKLE INDEX — digital edition from Pickle Index on Vimeo.

 

So entwickelt sich der Markt

Internationale Märkte im Aufwind: Rüdiger Wischenbart hat es zur Buchmesse auf den Punkt gebracht: Eine der großen Chancen für die Buchverlage bei der Digitalisierung liegt in der Erschließung internationaler Märkte. Die Erfahrungen, die wir im Ausland in den letzten Jahren dazu gemacht haben, möchten wir dazu natürlich gerne beisteuern, ob es um den Buchmarkt in Lateinamerika und die dortigen Bibliotheken geht oder um einen Blick in die ostasiatischen Märkte aufgrund eines Besuchs der Buchmesse in Südkorea.

Einen ganz besonderen Charakter hat der Markt in Indien: Obwohl sowohl der Buchmarkt als auch das digitale Geschäft als Boom-Bereiche für die Zukunft angesehen werden, ist der Subkontinent kein unproblematischer Markt, wie zum Beispiel die Erfahrungen von Amazon in Indien zeigen. Unsere eigenen Erfahrungen und Einsichten haben wir dazu ebenfalls zusammengefasst, sowohl zu unserem Buchmesse-Besuch im letzten Jahr, als auch eine Markt-Einschätzung auf Basis unseres diesjährigen Seminarprojektes in Indien.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Künstliche Intelligenz und Machine Learning: Searchmetrics berichtet auf seinem Blog über RankBrain, einen neuen Suchalgorithmus in der Google-Suche. Mit assoziativen Methoden und Deep-Learning-Techniken sollen dabei insbesondere Suchanfragen adressiert werden, die noch nie an die Suchmaschine gestellt wurden. Ebenfalls aus dem Bereich Machine Learning kommt TensorFlow: Diese von Google entwickelte KI-Engine ist jüngst zum Open Source-Projekt erklärt worden. Warum Google eine zentrale Technologie für die Öffentlichkeit freigibt und was sich aus diesem Bereich entwickeln könnte, zeigt Ben Thompson in seiner Analyse.

Die Zukunft der Mobile Apps: Für die App-Entwicklung zeigt Google mit seiner Technologie des “App-Streaming” neue Perspektiven für Suche und mobiles SEO von App-Inhalten, sowie für den nächsten Schritt in der mobile User Experience. Parallel zur Ankündigung von Google ist dazu auch eine exzellente Analyse bei Tech.pinions erschienen. Die “Progressive Web Apps” dagegen sollen neuen Schwung für die Entwicklung von Web-Apps geben: Bruce Lawson gibt eine gute Zusammenfassung des Konzeptes – dieses Feld zu beobachten, erscheint schon deswegen lohnend, weil selbst eCommerce-Anbieter wie Flipkart mit ihren wahrlich nicht einfachen Rahmenbedingungen in der Entwicklung auf dieses Konzept setzen:

 

 

So erreiche ich den Kunden

Facebook auf allen Kanälen: Betrachtet man die aktuelle Entwicklung bei Facebook, bekommt man das Gefühl, der Konzern weiß kaum noch, wohin mit seinem Innovationswillen. Facebook feuert aus allen Rohren, im Wochentakt werden neue Projekte in Technologie, Vermarktung und Publishing vorgestellt – und das Unternehmen strotzt nur so vor Selbstbewußtsein. Ein lesenswerter Longread der FastCompany gibt einen Überblick über die Pläne von Mark Zuckerberg  und die Hintergründe der Facebook-Strategie. Ein großer Innovationsbereich ist dabei aktuell Virtual Reality und die Entwicklung von Oculus Rift, hier sind besonders spannende Perspektiven für die Zukunft zu erahnen. Aber auch Machine Learning und KI-Forschung werden mit großer Energie vorangetrieben und zeigen, wie groß die Technologie-Kompetenz des soziale Netzwerks inzwischen ist. Ein kleiner Einblick dazu hier in einem Video zu Facebook MemNets:

 

 

Für Publisher aber dürften Initiativen wie die Facebook Instant Articles näher liegen: Die ersten Erfahrungen mit der Plattform zeigen deutlich, dass Facebook hier einen Nerv getroffen hat. Und so wird denn auch zum Ende des Jahres der Kreis der Verlage und News-Sites aus dem deutschen Raum bei den Instant Articles deutlich erweitert. Aber auch in anderen Content-Bereichen tut sich etwas: Facebook und Google haben die Integration ihrer Suchplattformen deutlich erhöht, und so werden in Zukunft in der Google-Suche die Inhalte der Mobile-App mit indexiert. Mit der neuen “Notify”-App versucht Facebook, dem Twitter-Dienst “Moments” Konkurrenz zu machen. Und mit dem neuen Fundraising-Tool könnte bei entsprechendem Ausbau ein echter Rivale für Crowfunding-Plattformen wie Kickstarter entstehen.

 

So rechnet sich das

Apps, Apps, Apps – aber wo ist das Geschäftsmodell? Obwohl sich Mobile Apps auf Smartphones in den letzten Jahren zu allgegenwärtigen Begleitern des digitalen Alltags entwickelt haben, sind die App-Stores alles andere als eine Komfort-Zone für Anbieter – vor allem für Publisher. Ein Haupt-Problem: Obwohl die Gesamtzahl der Apps im Markt buchstäblich explodiert, sind sowohl die durchschnittlichen Downloads pro Nutzer als auch die Zahl der regelmäßig genutzten Apps in etwa gleich geblieben.

Business Insider gibt dazu in seinem Artikel “What’s next for mobile?” einen guten Überblick über die Herausforderungen der nächsten Jahre und zeigt einige Lösungsansätze. Ebenfalls als guter Überblick von Technologie- und Business-Trends in diesem Bereich kann der “Tech and Media Outlook 2016″ der Analysten von activate.com dienen – zu finden auf Slideshare oder direkt hier zum reinblättern:

 

 

Wie auch in dieser Präsentation deutlich wird, gelten Freemium-Modelle aktuell als das Mittel der Wahl, um im Markt der Mobile Apps und Web-Applikationen nachhaltige Geschäftsmodelle aufzubauen. Doch auch Freemium ist kein Allheilmittel: Der Web-Analytics-Anbieter Baremetrics zeigt in einem spannenden Erfahrungsbericht, wie und warum eine Firma implodieren kann, wenn die Etablierung eines Freemium-Modells schiefgeht.

Ebenfalls gescheitert an den Herausforderungen des App-Business ist Touchpress: Obwohl die Agentur über dreißig zum Teil sehr erfolgreiche Apps veröffentlicht hat, unter anderen die hochgelobte “Elements”-App, hat sich das Unternehmen entschlossen, dieses Geschäftsfeld komplett aufzugeben. Denn auch mit verhältnismäßig populären Produkten war es offensichtlich nicht möglich, im Bereich Publishing-Apps langfristig genug Wertschöpfung zu erzielen.

Ein klassisches Problem der App-Stores ist zudem, dass sie in vieler Hinsicht nahezu komplett ungeeignet sind für B2B-Modelle, Branchenlösungen und Großkunden-Applikationen. Warum das so ist, und wie man diese Tatsache ändern könnte, zeigt Baldur Bjarnason in seinem Artikel “You can’t fix the App Store, so here’s how you fix it”.

 

Die Umsetzung

Selfpublishing im Buchhandel: Amazon hat es mit seinem ersten “echten” Buchladen vorgemacht, hierzulande tut man sich dagegen mit Selfpublishing-Titeln im stationären Buchhandel noch sehr schwer. Mit den Tolino Books ist der erste Versuch gestartet, diesen Graben zu überwinden. Wie ein solches Projekt von der Idee bis zum fertigen Titel im Laden realisiert wird, berichten die Projektbeteiligten in einem lesenswerten Erfahrungsbericht.

 

Wir wünschen wie immer eine gute Lektüre!

enhanced eBooks verkaufen sich nicht? Aber der Markt entsteht doch erst!

0
0

Wir kennen sie alle, die Hochgesänge auf die Möglichkeiten der digitalen, multimedialen Geschichten. Was kann man nicht alles machen, was kann man nicht alles darstellen. Endlich ist man den Zwängen der schwarz-weißen, gedruckten Welt entkommen! Und trotzdem können die Verlage nicht jubeln, weil das Erlösmodell noch nicht stimmig ist. Der Appmarkt lohnt sich erst ab fünfstelligen Verkäufen und anderen Marketingkampagnen als bisher, weshalb hier nur eine Handvoll Anbieter überhaupt verdienen können. Und der Markt der enhanced eBooks ist noch nicht zum Fliegen gekommen. The digital reader fasst deshalb die Misserfolge der letzten Jahre zusammen und kommentiert Neuankömmlinge wie Metabook spöttisch. Dafür gibt es vor allem drei Gründe:

  1. Die Produktform ist neu und verlangt vom Kunden eine andere Einstellung als zu den bisherigen Kunstgattungen. Und damit spricht man wie immer bei Inventionen erst einmal einen kleineren Kreis an.
  2. Die Vermarktungsplattformen sind heterogen und bieten keine Standards, sondern Vielfalt. In dieser Vielfalt können sich die Kunden naturgemäß schwer orientieren, weil sie viele interessante Einzelstücke entdecken. Dadurch fehlt den Anbietern die Möglichkeit, durch Skaleneffekte ganze Serien aufzubauen und dann erst richtig zu verdienen.
  3. Damit sind auch die Preissegmente alles andere als klar. Den Kunden fehlt ein Rahmen, an dem sie sich orientieren können: Auf Webseiten und den Angeboten von Firmen finden sie vieles kostenlos, im Appmarkt sind Preise über 5 € prohibitiv und im Buchmarkt gibt es zwar klare Preissegmente, aber eben auch andere Lesegewohnheiten und Erwartungen.

Alle drei Gründe sind bei näherer Betrachtung nicht in Stein gemeißelt. Es ist anzunehmen, dass sich diese Rahmenbedingungen mit der Zeit ändern und es sinnvoll ist, jetzt auch schon die eigenen Prozesse und Angebote zu überdenken, um hier die Entwicklung nicht zu verpassen. Denn wie immer gilt, dass man zu früh oder zu spät dabei sein kann. Beides kostet Geld.
Im folgenden seien deshalb ein paar aktuelle Beispiele genannt, die überzeugend sind. Sie verdeutlichen, dass die Kunden sich an andere Produktformen “gewöhnen” und mehr und mehr ihre Potenziale schätzen lernen. Und je mehr Kunden das werden, desto eher steigen die Marktchancen für Medienanbieter.

docmine

Docmine wurde schon vor einem Jahr auf der Buchmesse für seine App über Carl Lutz ausgezeichnet. Mit Produktionen für die Pinakothek, das Goethe-Institut und Produktionen über das Roger Federer oder Friedrich Dürrenmatt hat man das Spektrum deutlich erweitert. An der positiven Entwicklung der Firma erkennt man, dass die Nachfrage nach gutem Storytelling für dokumentarisches Erzählen groß ist. Nicht von ungefähr versteht sich docmine jedoch nicht als Verlag, sondern wandert mit seinen Videobooks zwischen den Welten: Film, Erzählung, Bild und Erläuterung werden klug gemischt. Dabei gilt die Devise, dass weniger mehr ist. Und das Geschäftsmodell? Das Geld kommt nicht aus dem Verkauf der Apps, wie hier sofort sichtbar wird.

 

pickle index

Im Publishing Update vom November haben wir schon einmal auf The pickle index verwiesen. Hier wird für Bibliophile die zweibändige Printausgabe von einer App begleitet, die das eigene Entdecken, das Neukombinieren und die Interaktion aufgreifen. Allein der Besuch der Seite http://www.thepickleindex.com/ ist ein Gurkengenuss der besonderen Art, der bewusst die kleine Zielgruppe der early adopters, der Innovativen anspricht. Und die App begleitet den Kunden genau zehn Tage lang durch verschiedenste multimediale und interaktive Entdeckungen. Schließlich gilt es, den Zirkusdirektor zu befreien aus dieser Gurkendiktatur.

zacs haunted house

Zac´s haunted house ist eine Bildergeschichte, zu der man gerne Max Ernst Einschätzung wüsste. Mit “RÊVE D’UNE PETITE FILLE QUI VOULUT ENTRER AU CARMEL” hatte er 1930 die Collagetechnik genutzt, um eine verstörende Bildergeschichte zu erzählen. Cooper lässt den Betrachter Kapitel für Kapitel wie in einem Buch im Browser miteinander assoziativ verknüpfte Bilder wie eine Geschichte durchlaufen. So als ob man Snapchat-Serien miteinander verwoben hätte zu einer Geschichte.

tokyo

Damjan Cvetkov-Dimitrov stellt das Bild in den Mittelpunkt. Mit leichten Veränderungen – mal geht das Licht an, mal wackelt der Ausblick – kommt Bewegung ins Bild, aber so dezent, dass der Betrachter hineingezogen wird und auf Entdeckung gehen will. Die Fotos sind ähnlich wie bei Gursky so raumfüllend, dass der Betrachter sie als eigene Welt empfindet. Hier stimmen das Thema (Architektur in Tokyo), Bilder und Texte perfekt zusammen. Und es ist ein weiterer Beleg dafür, dass im Netz das Bild zum Leitmedium geworden ist und die Geschichten immer kürzer.

 

 

 

 

 

 

 

arcadia

Die App Arcadia nimmt die Nachteile des In-App-Purchase in Kauf (“ich will doch wissen, wie die Katze im Sack aussieht”) und entwickelt passend zum Thema verschiedene Geschichten. Zehn Erzählstränge mit unterschiedlichen Stilen, Verknüpfungen und multimedialen Erweiterungen lassen sich in einer App spannend entwirren. Das digitale Medium passt zum Inhalt und umgekehrt. Allein das Erlösmodell dürfte hier wie immer Kopfzerbrechen bereiten.

 

lost my

Enhanced heißt nicht nur, dass die neuen Produkte anders aussehen werden als bisher. Es heißt auch, dass die technologischen Möglichkeiten dazu benutzt werden, die bisherigen Printprodukte anders zu gestalten. Hierfür ist “Lost my name” das beste Beispiel: Das personalisierte Kinderbuch wird hier durch die Zusammenarbeit von Autor, Illustrator und mehreren Programmierern ganz anders konzipiert. Der kreative Prozesse erinnert mehr an Scrum-Meetings als an Verlagskonferenzen und die Fokussierung auf ein Produkt statt vieler Titel ist auch unüblich für das Verlagsgeschäft. Die digitale Ökonomie nimmt verändert hier auch die Prozesse der traditionellen Produktion.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

hooked

Hooked versucht das Erzählen auf digitalen Geräten zu einer Geschichte zu machen. So wie beim Start-up ZappTales, über das wir hier schon berichtet hatten, will man aus dem schnellen Dialog ein beständiges Werk gestalten. Noch fällt es den Kunden schwer, denn die Erwartungen an einen roten Faden und das Eintauchen in eine Geschichte werden erschwert. Das Lesen erinnert eher an die Lektüre von Bühnenstücken – und die hatten es bekanntermaßen immer schon schwer, wenn sie nicht zur Schullektüre wurden.

Der Beispiele gibt es natürlich noch so viele, vor allem, wenn man auf den Appmarkt blickt. Man kann bei Wonderland am Ende jeden Kapitels das gestellte Rätsel lösen oder einfach 100 Schritte mit dem Smartphone in der Tasche tun – und schon ergeben sich die Lösungen, Schritt für Schritt. Oder man sucht bei Serial box ein ähnliches Serienerlebnis wie bei netflix und Co. und liest im Abo. Und allein ein Blick auf die zuletzt prämierten Webseiten zeigt, dass diese schon längst zu erzählenden Portalen geworden sind. Es erscheint deshalb folgerichtig, wie bei Oetinger 34 auf die Entwicklung multimedialer Werke zu setzen und jetzt schon Kreative zusammenführen, um ihre Werke dann gleich zu veröffentlichen.
Und wer immer noch nicht überzeugt ist, den fordern wir auf zu einem Gespräch bei unserem Seminar zu Apps und Co. an der Akademie der Deutschen Medien im März.

 

 

 

 

 

Mobile Publishing: Rückblick 2015 und Ausblick 2016

0
0

Die Jahreswende ist wie üblich die Zeit zur Rückschau auf das alte Jahr und für die Prognosen fürs neue Jahr. Und auch wir fragen uns natürlich, welche Trends 2016 bestimmen werden, welche Tendenzen kontinuierlich weiter für Entwicklungen sorgen werden, und wo am Ende die Disruption zuschlagen wird. Für unser Neujahrs-Update fragen wir deswegen wie schon im letzten Jahr: Was war wichtig in 2015, was bleibt bestehen vom aktuellen Jahr und was kommt auf uns zu im neuen Jahr?

Was war?

Die interessantesten Rückblicke auf 2015:

  • Die New York Times schaut auf das Jahr 2015 in der Buchbranche zurück und identifiziert die wichtigsten Entwicklungen und Trends für analoge und digitale Bücher.
  • Bei Statista ist eine gute Zusammenfassung der Trends für die Digitalmedien-Entwicklung des Jahres erschienen – wie immer unterfüttert mit reichlich Zahlenwerk.
  • The Next Web beschäftigt sich mit den prägenden Trends im Webdesign und gibt einen schönen Überblick über die Leitlinien für Gestaltung und Entwicklung von modernen Webanwendungen.
  • Ein Rückblick auf 2015 in den sozialen Netzwerken kommt von der deutschen Wired: Was hat die Menschen auf Facebook, Google und Twitter bewegt? Was waren die Aufreger des Jahres?
  • Wie gehen Verlage und Medienhäuser mit Daten um? Wie werden datengetriebene Strategien entwickelt? Und wie entwickeln sich so neue Wege für Kundenkontakte und Marketing? Publishing Executive gibt dazu in “How Publishers Used Data in 2015″ einen kompakten Überblick.
  • Der Guardian analysiert in “In search of a European Google” die weltweite Entwicklung von Internet-Firmen, fragt nach den Gründen für die relative Schwäche der europäischen Internet-Wirtschaft und gibt Ideen dazu, wie auch hier ein eigenes Silicon Valley entstehen könnte.
  • Monday Note betrachtet die Marktentwicklung für Mobil-Medien und Online-Werbung in 2015 und gibt einen Ausblick auf 2016.

 

Infographic: The Biggest Trends in Digital Media in 2015  | Statista

 

Was bleibt?

Für uns wichtige Beiträge des letzten Jahres:

  • Natürlich ist Print ganz und gar nicht tot, ganz im Gegenteil: The Wire gibt in “The past, present and future of the printed book” einen schönen Überblick über den Stand des Buchs und die aktuelle Marktentwicklung.
  • Auch Rüdiger Wischenbart stellt in der Welt fest, “Die goldene Zeit der Buchverlage beginnt jetzt” und sieht die großen Chancen der Branche in den aufstrebenden Mittelschichten der Schwellenländer.
  • Porter Anderson fasst die Problemstellungen der Digitalisierung für Verlage in seinem Artikel “Die Mauer muss weg” exzellent zusammen und kommt zum Schluß: “Wir brauchen nicht noch mehr Bücher, sondern vor allem neue Leser.”
  • Kobo-CEO Michael Tamblyn fasst auf The Memo die aktuelle Marktentwicklung fürs eBook zusammen: “The ebook is dead, long live the ebook”.
  • Sanders Kleinfeld, CTO von O’Reilly, gibt auf Medium mit seinem Longread “Responsive eBook Design” großartige Anstöße für die plattformübergreifende Gestaltung anspruchsvoller eBook-Layouts – Pflichtlektüre für jeden eBook-Produktioner.
  • Digitalmedien-Gestalter-Urgestein Craig Mod ist aktuell pessimistischer: In seinem Essay “Future Reading” zeigt er deutlich seine Unzufriedenheit mit dem aktuellen Stand im eReading, entwickelt aber auch wertvolle Ideen für die Zukunft.
  • “The rise of phone reading” im Wall Street Journal fasst gut zusammen, wie essentiell das Smartphone mittlerweile für das digitale Lesen geworden ist und was in Zukunft zu tun ist, um den Nutzerbedürfnissen optimal entgegen zu kommen.
  • Den Ärger mit dem mobilen Internet des Jahres bringt The Verge in “The mobile web sucks” auf den Punkt: nicht responsive Seiten, überladene Banner, exzessives User-Tracking bringen die Nutzer immer mehr auf die Barrikaden.
  • Spannend zu lesen ist auch das Interview mit Mark Zuckerberg in fastcompany, auf das hin zahlreiche Beiträge wie die von heise online oder von uns die ambitionierten Pläne für die Zukunft von Facebook kommentierten.
  • Analyst Benedict Evans gibt in seinen “16 mobile theses” eine exzellente Zusammenfassung seiner Sicht auf den Mobilmarkt: Wer in diesem Bereich Produkte oder Strategien entwickelt, sollte Evans dringend in seinem RSS-Feedreader haben.

 

 

Was kommt?

Aus unserer Sicht wichtige Prognosen für 2016 finden sich vor allem hier:

 

Wir wünschen wie immer gute Lektüre und würden uns freuen, Sie auch 2016 wieder zu sehen!

 

 

Mobile Publishing: Update Januar 2016

0
0

Wie bewerten Analysten die Bilanzen der großen Anbieter und ist AR wirklich so entscheidend? Warum sind enhanced eBooks immer noch nicht der Renner – und welche spannenden, neuen Angebote gibt es trotzdem zu bewundern? Welche Erlösmodelle bieten sich bei Zeitschriften an und wie kann man trotzdem alles versemmeln? Und wo bleibt im Cross-Channel-Commerce noch Raum zwischen Amazon und Google? Interessiert? Dann lesen Sie weiter:

So entwickelt sich der Markt

Was machen die großen Ökosystem-Anbieter? Der Januar ist für US-Unternehmen stets die Zeit für die letzte Quartalsbilanz des Vorjahres – und damit auch immer der Anlaß, die Gewinner und Verlierer des Geschäftsjahres zu resümieren. Apple hat dabei trotz Enttäuschungen beim Tablet-Umsatz und stagnierenden iPhone-Verkäufen einmal wieder seinen eigenen Umsatzrekord gebrochen: Die Zahlen im Detail zeigt ZDNet, lesenswert dazu auch die Analyse von Monday Note. Nicht belohnt wurde die Entwicklung dagegen von der Börse.  Amazon zeigt ein profitables Geschäftsjahr 2015 – wenn auch wohl nicht so profitabel, wie es Analysten erwartet hatten.

Auch Facebook kann über spektakuläre Gewinnsteigerungen berichten und die Wirtschaftswoche widmet Zuckerbergs Visionen auch gleich einen umfangreichen Beitrag – hier zahlt sich die Diversifizierungs- und Entwicklungsstrategie des Unternehmens aus. Und auch den langjährigen Rivalen Twitter hat Facebook mittlerweile deutlich in den Schatten gestellt. Microsoft dagegen zeigt ein gewohnt zwiespältiges Bild: Zwar übertreffen die aktuellen Bilanzen die Erwartungen der Analysten, aber das Unternehmen bekommt im Mobile-Bereich nach wie vor kein Bein auf den Boden. Oder, wie es The Verge auf den Punkt bringt: „Windows Phone is dead“.

Erfolgreiche Strategien für das Online-Geschäft: Der New Yorker zeigt am Beispiel der jüngsten Welle von Web-Startups und Unicorns, wie sehr sich eBusiness mittlerweile zu einem „winner takes it all“-Markt entwickelt hat. Holger Schmidt gibt dazu auf Pulse einen Überblick über besonders erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle.

Von Tech.pinions kommt eine gute Analyse der aktuellen Entwicklung im Smartphone-Markt: Ob Google oder Apple hier „gewonnen“ haben, ist naturgemäß nicht einfach zu entscheiden. Beide Unternehmen haben sich sehr erfolgreich ihre Marktanteile in ihren jeweiligen Segmenten gesichert. Die Frage für die Zukunft wird eher sein, ob neben iOS und Android überhaupt noch Platz für einen weiteren Player im Markt ist. TeleRead fragt dagegen über den Vergleich von Apple und Amazon, ob die künftige Dominanz im Markt eher von Hardware-Entwicklung oder eher von den Services getrieben wird.

Zahlen, Zahlen, Zahlen: Die Online-Branche ist bekannt dafür, regelmäßig spektakuläre Nutzerzahlen zu produzieren – und diese auch gern in Heldengeschichten in die Welt zu tragen. Von Flurry gibt es eine Analyse des Marktes für mobile Geräte, die Agentur „We are social“ hat sich an die Kärnerarbeit weltweiter Datensammlung gemacht und ihre Erkenntnisse zum Stand des globalen Digitalen in einem 526 Slides umfassenden Powerpoint-Schlachtschiff zusammengefasst. Zu finden ist die Datensammlung auf Slideshare, auf dem Blog von We are social gibt es dazu einen Überblicksartikel mit einer Management Summary. Oder gleich hier zum Reinlesen:

 

 

Die Technologien zur Umsetzung

eBook-Qualitätsoffensive: Immer wieder gibt es in der Online-Welt Diskussionen um die Qualität von eBook-Dateien. Bei verbesserungswürdigen Produktionsprozessen und unter Kostendruck leidet eben manchmal die editorische Sorgfalt – auch wenn die Frage durchaus berechtigt ist, ob Anstrengungen in diesem Bereich vom Endkunden tatsächlich gewürdigt werden.

Amazon macht nun einen Schritt zur Transparenz: eBook-Titel, die offensichtliche Mängel in der Qualitätssicherung zeigen, werden in Zukunft durch Warnmeldungen im Shop gekennzeichnet. Was das in der Praxis genau heißt, beschreibt Matthias Matting auf selfpublisherbibel.de. Dass die Maßnahmen aber auch kein Grund sind, in Panik auszubrechen, zeigt John Doppler bei Words on Words.

Apple und Augmented Reality: Dass Apple nach den jüngsten Unternehmenskäufen große Pläne im Bereich Augmented Reality/Virtual Reality hat, ist mittlerweile ein nur schlecht gehütetes (oder sorgsam geleaktes) Geheimnis der Tech-Branche. Die Fast Company gibt einen Überblick über die Aktivitäten von Apple – auf jeden Fall ein spannendes Thema, unabhängig davon, ob die Gerüchte um ein Elektro-Auto von Apple nun wahr sind oder nicht. Aber ob AR als Technologie wirklich ein „iPhone-Killer“ sein könnte, wie TechInsider vermutet? Das ist vielleicht doch etwas übertrieben.

XML für alle: XML-basiertes Publizieren ist im Fachverlagsbereich schon seit über 15 Jahren gängige Praxis, für Publikumsverlage ist dieses Thema dagegen erst durch die Notwendigkeit der eBook-Produktion aktuell geworden. Wenn Sie über ein Projekt in diesem Bereich nachdenken, zeigt der Überblicksartikel von Scriptorium.com acht untrügliche Zeichen dafür, dass XML-Prozesse eine gute Idee wären.

 

Dieses Produkt will der Kunde

Enhanced eBooks auf dem steinigen Weg zum Erfolg: Obwohl das Genre der enhanced eBooks sicherlich einer der reizvollsten Gebiete für die Produktentwicklung innovativer Digitalmedien ist, hat sich dafür noch kein Massenmarkt entwickeln können. In unserem Überblick fassen wir die Gründe dafür zusammen und zeigen eine Reihe von sehenswerten Produktmodellen.

Charakteristisch für moderne Enhanced eBooks ist dabei, dass sie vom Produktdesign her irgendwo zwischen Buch, Spiel und Animationsfilm angesiedelt sind – mit allen dazugehörigen Herausforderungen für Anbieter und Kunden. Das Beispiel „Against the grain“ zeigt anschaulich, wie sich Comics und Graphic Novels dabei für die Zukunft positionieren können, Marc Degens probiert sich an webbasierter Ergänzung des Textes mit Bildern und Videos und mit „Flewn“ macht aktuell eine interaktiv inszenierte Geschichte für iOS Furore:

 

 

Trends im App-Markt: Auch die App-Stores der großen Ökosysteme sind nicht gerade das einfachste Pflaster für Verlage und Medienhäuser. Was 2015 an Entwicklungen in diesem Bereich gebracht hat, zeigt wie jedes Jahr der Überblick des Analytics-Anbieters App Annie, hier die Studie im Original zum Download, lesenswert dazu aber auch die deutschen Zusammenfassungen bei Mobile Geeks und auf Mobilbranche.de.

Trotz des schwierigen Marktumfeldes aber stehen die Zeichen klar auf Mobile: Nach einer Studie der FIPP planen 90% der Unternehmen im Newsbereich, ihre Investitionen für Mobile Apps zu erhöhen und ihre Mobil-Strategie auszuweiten. Ein wertvolles, neues Werkzeug für mehr Reichweite kann dabei App Indexing sein. Mit dieser Methode, hier einleuchtend beschrieben von Searchmetrics, können App-Inhalte von Suchmaschinen erfasst und auch außerhalb der Applikationen zugreifbar gemacht werden.

 

So erreiche ich den Kunden

Cross-Channel-Commerce, das Gebot der Stunde: Schon länger wird dem Handel klar, dass nicht nur eine Online-Strategie unerlässlich ist, sondern auch die verschiedenen digitalen und analogen Kanäle klug kombiniert werden müssen, um den Kunden an möglichst vielen Stellen abzuholen und im eigenen Ökosystem zu halten. Was dies für die Zukunft des Handels bedeutet und wie sich der Buchhandel dabei positionieren kann, haben wir aktuell in zwei Artikeln beschrieben. Und das Beispiel Amazon macht deutlich, wie eine erfolgreiche eCommerce-Plattform eben auch auf ausgefeilte physische Logistik angewiesen ist, um erstklassigen Kundenservice zu bieten.

Digitale Magazine am Scheideweg: Zeitschriften haben beim Weg ins Digitale stets ihre eigenen Herausforderungen und scheitern oft dabei, ihren Nutzern klare Mehrwerte zu bieten und dabei noch ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Publishing Executive gibt dazu einen guten Überblick zur Erschließung verläßlicher Erlösquellen für Zeitschriften-Verlage.

Wie man es dabei eher nicht machen sollte, zeigt Talking New Media am Beispiel des Rolling Stone: Unverständliche Produktentwicklungs-Strategie, Ignorieren von Kundenfeedback, widersinniges Preismodell – das Fallbeispiel demonstriert geradezu lehrbuchmäßig, wie man digitale Produkte auch langfristig unerfolgreich hält. Genau am anderen Ende der Skala bewegt sich Penthouse: Das Männermagazin denkt aktuell sogar darüber nach, seine Print-Ausgabe einzustellen und sich ausschließlich auf Digitalkanäle zu konzentrieren.

 

Wir wünschen wie immer eine anregende Lektüre!

 

 

 

Der Appmarkt – Trends, Kosten, Erlöse und Vermarktung

0
0

Der Appmarkt boomt. Spiele, Dating, Taxi und Streaming sind die wichtigsten Bereiche. Und jeder Verlag muss sich drei Fragen stellen:
1. Könnten meine Angebote durch besser gemachte Apps ersetzt werden? Denn Apps sind Applikationen, die für den Nutzer Aufgaben erledigen können, die er vorher selber machen musste und sich dazu informiert hat. So wie am Beispiel Kartografie oder Lohnabrechnung.
2. Wie kann ich den Appmarkt für mich nutzen zur Vermarktung und Kundengewinnung? Denn die Kunden nutzen zwar wenige Apps, sind aber mobil unterwegs.
3. Welche neuen Geschäftsmodelle ergeben sich für mich? Denn crossmediales Publizieren ist das Schlagwort für Medienanbieter.
Wer nicht mehr bis zu unseren Seminaren zur Appentwicklung und zu digitalen Geschäftsmodellen im März warten will, hier schon ein Vorgeschmack.

Die Experten von App-Annie haben für 2015 wieder die wichtigsten Trends zusammengestellt und: IOS liegt weiter hinter Android bezüglich der Nutzerzahlen und weiterhin vor Android bezüglich der Umsätze. Hier hat sich nichts geändert.

Jährliche-weltweite-App-Umsätze

IOS hinkt zwar hinter den Downloadzahlen von Android hinterher. Aber bei diesen Umsatzsprüngen sollte man nicht von Schwäche sprechen. Der Appmarkt boomt und lässt zur Zeit zwei Gewinner zu. Dass von Microsoft, Amazon und RIM niemand redet, verdeutlicht aber, dass die Schlacht keineswegs einfach ist (Quelle: mobile geeks).

 

 

 

 

 

 

 

 

Da Taxidienste und Messenger nicht das Terrain der Verlage ist, entgeht der Branche ein boomender Markt. Spannend ist es jedoch im Bereich Streaming. Hier sorgen Musik und Film für eine rasante Entwicklung. Und auch wenn die Produkte deutlich andere sind, stellt sich die Frage, ob die klassischen Medienanbieter hier nicht etwas vom Kuchen ergattern können. Das ist im Buchmarkt sicher etwas anderes als im Fach- oder Wissenschaftsmarkt. Aber durch eine geschickte Kombination von Geschäftsmodellen könnte das gelingen. Und wer gerade plant, kann nochmal die üblichen Trends überprüfen, ob etwas für ihn dabei ist, von ROPO über e-Sports und AV/AR – oder sich schon einen Schritt weiter auf die Suche nach den Messaging-Apps im Facebook-Ökosystem umschauen.

Top-10-der-Videostreaming-Apps-nach-Ländern

Streaming ist mit netflix und Amazon ein Hype. Dabei weisen die einzelnen Regionen weltweit große Unterschiede auf. Während die USA eilig nach vorne prescht, halten sich beim Videostreaming die Kunden in GB zurück. Anders sieht es jedoch in der Musik aus, wo Spotify den europäischen Markt aufrollt (Quelle: mobile geeks).

 

 

 

 

 

 

Die Kunden wollen die Hoheit über ihre Daten haben. Dies lässt sich aus einer Studie der University of British Columbia und die Universität Berkeley ableiten (Zusammenfassung bei Futurezone). Dem folgend überlegt man, wie man die Zustimmung der Nutzer bei Berechtigungen möglichst einfach gestalten kann.

Deutschland-nach-Downloads

Bei den Downloads liegen erwartungsgemäß die Apps der sozialen Netzwerke vorne: der Austausch mit anderen ist die zentrale Funktion. Aber auch das Einkaufen über Amazon, das Verkaufen über eBay oder das Musikhören über Spotify belegt den Startscreen am Smartphone. Da bleibt nicht mehr viel Platz. Vergleicht man das mit den aktiven Nutzerzahlen, so schaffen es lediglich die Deutsche Bahn mit ihrer App, Shazam und Google Maps noch nach vorne (Quelle: mobile geeks).

Die Erlösmodelle im Appmarkt sind für Medienanbieter nicht einfach. Deshalb ist eine Gesamtbetrachtung der Geschäftsmodelle und crossmedialer Effekte immer sinnvoll. Im Zeitungsmarkt sieht man beispielsweise wenige Freemium-Modelle, die sonst üblich sind – und bei Fachinformationen noch weniger. Das führt zu niedrigeren Nutzungsraten. Ist Reichweite jedoch das Ziel, kommt man an Freemium-Angeboten nicht vorbei. Und bei der Monetarisierung durch Werbung muss man sich bewusst sein, dass dies eine Disziplin für Experten geworden ist. Benchmark ist hier sicherlich die Spieleindustrie, die auch nach der Studie von App-Annie den größten Bereich darstellt. Wer sich selber in die Tiefen des Themas einarbeiten will, dem sei z.B. das Advertorial zum Thema Mediation bei der Monetarisierung von Werbeerlösen empfohlen. Spezialisierte Dienstleister können hier wie an der Börse die besten Preise herausholen.

Und das bietet auch eine gute Überleitung zu den Kosten einer App. Das eine sind die Entwicklungskosten. Fritz Ramisch hat die Ergebnisse einer Studie von iBusiness zusammengefasst, die die üblichen Preise für die Appentwicklung in Deutschland aufführt. Dazu kommen aber immer noch Wartung, Weiterentwicklung, Systemintegration etc. Die klassische Regel bei der Softwareentwicklung gilt auch hier: Zwei Drittel der Kosten sollte man für die Maintenance planen. Noch bedeutender sind jedoch die Marketingkosten. Und diese können je nach Zielgruppe nochmals denselben Betrag wie die Entwicklung verschlingen. So rechnen Marketingspezialisten wie Melina Ex z.B. im b2c-Bereich mit einem Verhältnis von 1:2,5 bei organischen und bezahlten Installationen. Das macht bei 0,8 € für incentivierte Installationen und 2,5 € bei organischen Installationen je nach Ziel eben auch immer schon ein Sümmchen aus.

Unser Klassiker „Wie vermarktet man Apps?“ ist auch nach vier Jahren noch in allen Punkten gültig. Als Ergänzung bieten sich Sean Bowens sechs Empfehlungen an, die ebenfalls die Konzeption und Vermarktung zusammen denken:

  1. Performance ist alles, denn die Kunden wollen nicht warten. Vergiss dieses Handwerk nicht, auch wenn es lästig ist.
  2. Mach es einfach. Die Welt ist kompliziert genug und weniger ist mehr.
  3. Gib dem Kunden ein Erlebnis, egal ob auf dem Tablet, Phablet oder Smartphone. Verwirre ihn nicht mit unterschiedlichen Funktionen, nur weil die Geräte andere sind.
  4. Sei kein Vampir. Deine App soll sparsam sein bei Strom und Daten.
  5. Gib dem Kunden auch das, was ihm wirklich wichtig ist. Denn sonst beschwert er sich und ist weg.
  6. Spiel mit den anderen Apps und lass den Kunden deren Funktionen nutzen, wenn er will.

 

 


Mobile Publishing: Update Februar 2016

0
0

Neue Produktformen nehmen einen neuen Anlauf und erhalten hierbei Unterstützung von Google und Facebook. Dabei dürfte die Aufmerksamkeit bei der Vermarktung auf den social media-Kanälen ein Hauptgrund für das Engagement der Verlage sein. Derweil enteilt Amazon allen und sammelt um Prime immer mehr Kunden: die anderen Anbieter von eBook-Flatrates kämpfen. Und wer jetzt nichts mehr von den großen Ökosystemen hören will, dem sei in diesem Update der Exkurs ins Thema Typographie empfohlen.

So entwickelt sich der Markt

Amazon und kein Ende: Es vergeht kein Monat, in dem Amazon nicht gleich mit mehreren Meldungen von sich Reden macht. Zwar hat sich das Gerücht über „hunderte neue Buchläden“ von Anfang Februar als geringfügig übertrieben herausgestellt – ein Medienkompetenz-Test, bei dem nahezu alle deutschen Online-Medien durchgefallen sind – aber die Realität bietet auch auf diesem Gebiet stets genug Stoff:

Schon länger ist Amazon Prime bzw. Prime Now eines der Zugpferde für den Umsatz. Hier wird nun deutlich am Angebot gefeilt. Amazon Prime soll in Deutschland mit eigenen Paketstationen für die Lieferung in 90 Minuten fit gemacht werden. Gleichzeitig wird die Bestellsumme für kostenlose Lieferung hochgesetzt und bestimmte Artikel soll es gar exklusiv für Prime-Kunden geben.

Gleichzeitig wird Amazon seinem Ruf als Gemischtwaren-Händler immer mehr gerecht: Die Meldung über einen eigenen Shop für gebrauchte eBooks ist zwar hochbrisant, aber passt noch gut ins Medien-Portfolio. Auch der Einkauf eines indischen Publishing-Labels und die Eröffnung einer Online-Plattform für Lernmaterialien liegen im selben strategischen Bereich. Daneben liefert Amazon aber auch News zu einer eigenen, kostenlosen Engine zur Spiele-Entwicklung oder zur Gründung von Modelabels.

Kein Wunder, dass es da reine Medienunternehmen wie z.B. Kobo aktuell relativ schwer haben – und auch der aktuelle Author Earnings Report zeigt die enorme Dominanz von Amazon im englischsprachigen eBook-Markt. Das hat natürlich Folgen für die Gesamtbetrachtung, bei der Amazon an der Börse sogar gegenüber Apple sehr gut dasteht.

 

unit-sales-trend-20160110

Es geht abwärts für die Big Five im US-eBook-Markt: die zentrale Statistik des aktuellen Author Earning Reports (Quelle/Copyright: http://authorearnings.com).

 

Glanz und Elend der eBook-Flatrates: Das Geschäftsmodell eBook-Abo war immer schon problematisch, vor allem, wenn es nicht wie bei Kindle Unlimited oder Skoobe von einem größeren Unternehmen quersubventioniert wird. Nach Oyster hat dies nun auch Scribd zu spüren bekommen: Nach Versuchen wie der Sortiments-Einschränkung für ausleihbare Titel ist das Flatrate-Modell hier faktisch eingestellt und durch ein Download-Credit-Modell ersetzt worden. Dem Trend trotzt aktuell ausgerechnet Bonnier – hier startet mit Bookbeat ein neues Flatrate-Modell in die Beta-Phase.

Die Marktbereinigung der Flatrate-Plattformen bleibt natürlich nicht ohne Folgen für den Gesamtmarkt – und kommt im Zweifelsfall auch wieder Amazon zugute. Interessant in dem Zusammenhang sind die Kommentare von Mike Shatzkin und Hugh Howey.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Digital-Typografie für alle: Lange Zeit war die typografische Gestaltung im Web, in Apps und in eBooks ein einziges Jammertal für jedes ästhetisch sensible Wesen. Durch den Boom der Web-Typografie hat sich das gründlich geändert, wie viele aktuelle Beispiele zeigen. Ein Klassiker dieser Techniken ist bereits heute Butterick’s Practical Typography, ein kostenloses Online-Nachschlagewerk für Typografie im Netz. Ebenso zum kostenlosen Download gibt es bei Monotype das eBook „Schrift und Typografie in Apps“ – inhaltlich wie optisch ein Schmuckstück und für jeden Gestalter zu empfehlen.

In Anlehnung an Jan Tschichold ist vom britischen Designer Robin Rendle aktuell der Essay „The new web typography“ erschienen – ein absolut lesenswerter Longread zum Thema. Mit eher avantgardistischen Ideen hat im Februar das Verlagshaus Berlin eine neue Lyrik-eBook-Reihe gestartet, die ebenfalls spannende gestalterische Ansätze verfolgt.

Auch eBook-Layouts müssen nicht immer dröge und uniform sein. Trotz ihres schlechten Rufs ist hier inzwischen einiges mehr an Gestaltung möglich als noch in den letzten Jahren. Auf dem letzten eBookCamp München haben wir dazu unser Projekt für das neue eBook-Layout von Kiepenheuer & Witsch präsentiert. Wer davon einen Eindruck bekommen möchte, kann die Session hier auf Slideshare nachlesen:

 

 

Dieses Produkt will der Kunde

Innovative eBook- und App-Modelle: Talking New Media hat einen Blick auf die Möglichkeiten für Musiker und Bands geworfen, die fast schon etwas angejahrte iBooks-Author-Plattform für die multimediale Präsentation zu nutzen, und zeigt mit der Independent-Band Airplane Mode und ihrem iBook ein sehenswertes Fallbeispiel. Google zeigt mit dem Partner Visual Editions und den „Editions at play“ einen Versuch, mit „undruckbaren Büchern“ in den Markt für browserbasierte Medien einzusteigen – ob dabei mehr herauskommt als eine Mischung aus Kurzgeschichten und Google Streetview? Man wird sehen.

Auch Joe Wikert macht sich in seinem aktuellen Artikel Gedanken über attraktivere eBooks, und Publishing Perspectives ziehen ein Resümee aus den letzten Jahren der App-Entwicklung bei Verlagen. Fazit: Sehr durchwachsen. Schon mehr Spaß macht da ein Modell wie „Booke“ – eine App, die versucht, die Vorzüge von eBooks wie Durchsuchbarkeit, Notizen und Kommentare auch ins analoge Buch zu integrieren. Auch hier sind wir natürlich gespannt, wie gut das Modell am Ende beim Kunden wirklich ankommt.

 

So erreiche ich den Kunden

Content über Social Media-Kanäle zum Kunden bringen: Twitter baut seine Dienste aus: man kann jetzt auch in den GIFs nach Themen suchen und direkt aus Twitter Videos aufnehmen und teilen. Auch Facebook ist nicht untätig und baut das Dashboard für seine Kunden aus: Jetzt werden auch Videos noch ausführlicher analysiert und der Kunde erhält ein noch besseres Bild der Nutzung. Netflix stand hier sicher Pate und jeder kann sein eigener Netflixer werden. Daneben feuert Facebook gerade aus allen Rohren, was das Engagement bei Virtual Reality angeht, mit einem eigenen neuen Entwicklungsteam und einer groß angelegten Kooperation mit Samsung.

Instant Articles, Apple News, oder Google AMP? Die interessanteste Meldung ist jedoch der Ausbau der Instant Articles für alle Verlage und Blogger ab April. Der Kern sind Performance (wie schnell werden die Artikel mit Bildern und Videos hochgeladen?) und Analyse (was erhalte ich an Informationen über die Nutzung meiner Informationen?). Mit diesen technologisch ausgereiften Tools bringt Facebook vielen Verlagen und Bloggern mehr als sie selbst je entwickeln könnten. Und das wird dazu führen, dass sie diese Möglichkeiten ergreifen, auch wenn Facebook mit diesen Daten immer mächtiger wird. Umso interessanter für das offene Netz könnte Googles technische Alternative, die Accelerated Mobile Pages sein: Zum aktuellen Start des Modells gibt es eine gute Übersicht bei Wired, und auch hier sind schon eine Menge Publisher mit an Bord.

Und das bedeutet es für Publisher: Gut zu den vielen Meldung passt der mittlerweile 4 Jahre alte Dokumentarfilm „The Naked Brand“, der die Effekte von Social Media für Marken wie kaum ein anderer vorher auf den Punkt brachte. Trotz des Alters immer noch sehenswert und genauso treffend wie damals:

 

„The Naked Brand“ Film Premier: Welcome to The Advertising Revolution from iMedia Connection on Vimeo.

 

Wir wünschen wie immer eine anregende Lektüre!

 

 

„One more thing…“: Das bringt iOS 9.3

0
0

Nach mehreren Verschiebungen ist mittlerweile das nächste große Apple-Event für Ende März angekündigt: Und wie immer ist zu erwarten, dass die Führungsriege das Feuerwerk der Produkt-News abbrennt – unter anderem sind neue Versionen von iPhone, iPad und Apple Watch in der Pipeline. Bereits weitgehend gesichert ist aber auch eine neue iOS-Version. Wie immer bei den Sub-Versionen von iOS sind keine revolutionären Neuerungen zu erwarten, aber auf einige Details dürften Anbieter von Unternehmens-Anwendungen und Bildungsmedien besonders gespannt sein. Die Features von iOS 9.3 im Überblick:

Produktpflege im Detail: kleine, aber feine Innovationen

Wie immer bei den kleineren Produktversionen von iOS kommen für iOS 9.3 wenig grundlegend neue Funktionen hinzu – die Änderungen betreffen dafür eine Menge Details des Systems. Die spannendste Funktion für die User ist sicherlich der erweiterte Nacht-Modus, hier „Nightshift“ genannt: Apple hat dabei auf die Forschungen zur Lichtwirkung von Mobilgeräten und damit verbundenen Schlafproblemen reagiert und seinem Betriebssystem für den Nachtbetrieb einen Software-seitigen Blaulicht-Filter gegönnt – die Probleme mit der kognitiven Wirkung des Display-Bildes auf den Körper sollen so deutlich verringert werden.

 

nightshift

Der Nightshift-Modus von iOS 9.3: Schlafprobleme nach Mobile-Nutzung sollen damit Geschichte sein (Quelle/Copyright: www.apple.com)

 

Unter den weiteren Änderungen im Detail sind daneben der Ausbau der Apple-News-App und des Health Center, eine tiefere Integration des Fahrzeugbetriebs mit CarPlay und der Apple Watch, sowie eine Erweiterung der Interaktionen über 3D Touch.

 

News für Enterprise-Apps

Eine größere Herausforderung in den mobilen Ökosystemen war immer schon die Abbildung von Großkunden- und B2B-Modellen sowie Enterprise Apps, für die die Distribution über den normalen App-Store eher hinderlich als nützlich ist. Apple hat hier als einer der ersten Anbieter mit den Enterprise App Stores eine Möglichkeit geschaffen, Lizensierung und Distribution von Apps innerhalb von Großunternehmen effizient zu gestalten.

Auch in diesem Bereich legt iOS 9.3 nach: Administratoren von Unternehmensgeräten erhalten deutlich verbesserte Möglichkeiten für die Kontrolle und Verteilung von Hardware und Apps. So können unternehmensseitig gestellte Apps nun auf dem Display fixiert oder auch versteckt werden, bei System-Apps können auch Einstellungen festgelegt oder die Apps ganz weggeblendet werden. Der Download bestimmer Apps über den App-Store lässt sich verhindern, ebenso sind nun Art und Frequenz von App-Updates und Push-Notifications auf administrierten Geräten feingranular einstellbar.

 

iOS im Bildungsbereich

Ähnlich wie der Enterprise-Bereich stellt der Einsatz von Apple-Geräten in Schulen und Universitäten besondere Anforderungen an Administration und Handling von Hardware, Apps und Content. An dieser Stelle legt iOS 9.3 einen besonderen Schwerpunkt:

Mit dem „Shared iPad“-Modell wird es einfacher für Schulen und Schüler, Geräte zwischen mehreren Nutzern zu teilen, ohne viel Administrationsaufwand mit dem Rechte-Management zu haben. Mit dem „Apple School Manager“ wird ein eigenes Administrations-Portal geschaffen, um eine Verwaltung von Geräten, Apps, Content und Nutzern zu ermöglichen, die den besonderen Bedürfnissen im Bildungsbereich gerecht wird. Ebenso erhalten die Schulen mit den „Managed IDs“ eine eigene Rechteverwaltung für die zentrale Administration von Nutzern im schulischen Umfeld.

Dazu kommt eine eigene „Classroom App“ für die Lehrer: Damit soll das Unterrichten in iPad-Klassen erleichtert werden. Es ist darüber möglich, Apps direkt auf alle Geräte einer Klasse zu pushen, auf allen Geräten bestimmte Inhalte gleichzeitig zu starten, oder nahtlos beliebige Geräte zur Übertragung auf Beamer auszuwählen. Die Interaktion zwischen Schülern, Lehrern und ihren Geräten soll so intuitiver werden, so dass sich der Lehrer stärker auf den didaktischen Medieneinsatz konzentrieren kann.

 

Classroom App

Die neue „Classroom App“ von iOS 9.3: Die App soll zur Steuerzentrale des Unterrichtens per iPad werden (Quelle/Copyright: www.apple.com)

 

Neben der Produktpflege in vielen kleinen Details bringt iOS 9.3 also hauptsächlich größere Verbesserungen im Bereich Bildungsmedien. Strategisch ist dies wenig verwunderlich: Apple hat schon seit der Einführung von iBooks Author auf diesen Bereich geschielt, zumal der Bildungsmarkt in den USA eine ansehnliche Umsatzgröße besitzt. Und bisher war der Einsatz von Apple-Geräten im Unterricht zwar farbenfroh und von Multimedia-Feuerwerk geprägt, doch galt die Praxis unter Pädagogen als einigermaßen haklig und unintuitiv, was das Handling von Geräten und Medien im Detail angeht. Dass Amazon aktuell ebenfalls eine Initiative im Bereich Bildungsmedien gestartet hat, dürfte ebenso eine Rolle gespielt haben.

Und auch wenn die schulische Praxis für den Einsatz von Digitalmedien in Deutschland noch weit hinter den Möglichkeiten hinterher hinkt – die Produkt-Neuerungen in iOS zeigen deutlich, dass das Apple-Ökosystem für Anbieter von Bildungsmedien aktuell noch interessanter wird.

 

 

 

Mobile Publishing: Update März 2016

0
0

Ja, jetzt kann man seine Dateien auch als EPUB speichern, wenn man auf Google docs arbeitet. Und dass, wo doch so spannende Entwicklungen im Markt zu beobachten sind, vom Pricing bis zu Streaming-Modellen, von Bastei bis Rowohlt. Schade, dass zeitgleich der eBook-Markt nicht mehr so wächst – aber dafür bietet der Appmarkt schöne Möglichkeiten im Design und nicht zu vergessen sind die vielen Daten, die ja erst neue Angebote ermöglichen. Aber lesen Sie selbst, was der letzte Monat so an Neuerungen gebracht hat:

So entwickelt sich der Markt

Die Kurve zeigt nach unten: In der Gesamtentwicklung befinden sich Buchmarkt wie eBook-Markt aktuell eher in Katerstimmung. Für den deutschen Markt zeigen die aktuellen GfK-Zahlen recht deutlich einen langsamen, aber stabilen Abwärtstrend. Und auch die aktuellen AAP-Zahlen für die USA sehen nicht gut aus – angesichts der Entwicklung wird eventuell doch der eine oder andere US-Verlag das frisch ausgehandelte Agency-Pricing-Modell bereuen. Die Publishing Perspectives stellen dagegen ausführlich, aber deprimierend dar, warum es in Europa für alles mögliche einen freien Markt gibt, nur nicht für eBooks. Wie gut, dass Knut Nicholas Krause auf die Aktivitäten von Bastei-Lübbe hinweist und Sarah Mirschinkas Vortrag über Pricing von eBooks und Vertrieb auf der Leipziger Messe würdigt.

Barnes & Nobel gibt den UK-Markt auf: Und natürlich gibt es bei dieser Entwicklung bereits die ersten Verlierer. Barnes & Nobel hat zwar mit seinem hauseigenen Nook-Reader einen ambitionierten Start für ein eigenes eBook-Ökosystem hingelegt, aber schon die Kooperation mit Microsoft im Nook-Segment stand unter keinem guten Stern. Nachdem Anfang März spektakuläre Verluste in der Nook-Sparte gemeldet wurden, hat das Unternehmen schnell und radikal reagiert: Der Geschäftsbetrieb im UK wird quasi sofort eingestellt, den Kunden bleibt nach Informationen von Barnes & Noble nur übrig, zum Fulfillment-Anbieter Sainsbury Entertainment zu wechseln, wenn sie ihre gekauften eBooks weiter nutzen möchten:

 

12806059_1055094234534003_8497323505540237676_n

Der Abschiedsbrief von Barnes & Noble an seine UK-Kunden: eine weitere Erinnerung daran, dass man mit eBooks aktuell in der Regel eben doch nur ein durchaus beschränktes Nutzungsrecht erwirbt.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Innovationen fürs eBook: Auch wenn sich in den letzten Jahren in diesem Bereich viel getan hat, jedem eBook-Produktioner ist klar, dass bei Herstellungsprozessen und Gestaltung von eBooks noch jede Menge Luft nach oben ist. Eine Umfrage unter eBook-Herstellern aus einer aktuellen Masterarbeit zeigt, wo die deutschen Publikumsverlage momentan stehen: von Produktionsmengen über die Tools zur Herstellung bis zu Themen wie DRM-Einsatz, Font-Einbettung und Qualitätssicherung sind hier spannende Ergebnisse gesammelt.

 

ebook-konverter

Die bunte Welt der eBook-Produktionsprozesse – aus der Umfrage zur Herstellung von eBooks (Quelle/Copyright: Nils Tiemann / @NilsTiemann)

 

Vom US-Dienstleister Kevin Callahan kommen eine Reihe von nützlichen Tipps für die Feinarbeiten bei der eBook-Produktion, gesammelt in einem Beitrag für Digital Book World. Und Joe Wikert macht sich Gedanken darüber, wie man eBooks mit Verzeichnissen, Übersichten und alternativen Content-Zugängen zusätzlichen Mehrwert geben kann.

Aber auch bei den Tools tut sich immer wieder erfreuliches: Aktuell hat sich Google Docs in die Reihe der EPUB-Tools eingereiht. Und iBooks, der Standard-eBook-Reader im Apple-Ökosystem, ist mit dem aktuellen Release iOS 9.3 mit einigen sehr erfreulichen Funktionen erweitert worden. Weit in die Zukunft gedacht sind dagegen die Pläne von Google: zwei aktuelle Patente zeigen, wie sich das Unternehmen das eBook von übermorgen vorstellt.

App-Design – so klappt es mit dem Kunden: Die Unkenrufe vom „Ende der App-Ära“ haben sich nach der aktuellen Marktentwicklung doch als geringfügig übertrieben herausgestellt. Umso wichtiger ist es aber 2016, bei Design und Umsetzung alles richtig zu machen, um in der Masse der App-Stores noch hervorzustechen. Auf der einen Seite hilft dabei, dass die Mobilbetriebssysteme stetig besser werden, wie das aktuelle iOS-Release zeigt.

Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile jede Menge des notwendigen Handwerkszeug zur freien Verfügung, denn viele Entwickler bauen nicht nur hervorragende Apps, sondern veröffentlichen ihre Erkenntnisse auch. Eine tolle Informationsquelle ist beispielsweise die Microsite „Designing for mobile moments“ von Google, auf der Nutzerstudien, Fallbeispiele und technisches Know-how zur erfolgreichen Mobilentwicklung gesammelt ist. In eine ähnliche Richtung geht beispielsweise auch das „Mobile App Playbook“ von Twitter.

Ein ganz besonderes Thema beim App-Design sind Push-Benachrichtigungen –  heiß geliebt vom Marketing, aber auch ein effizientes Mittel, Nutzer bei schlechtem Design in den Wahnsinn zu treiben. Damit der Einsatz nicht nach hinten los geht, zeigt prototypr.io auf seinem Blog die „Do’s und Dont’s für App-Notifications“.

 

notifications

Push-Notifications: Ein zweischneidiges Schwert, das vorsichtig eingesetzt werden möchte, soll der Nutzer nicht mit Nachrichten überflutet werden.

 

Dieses Produkt will der Kunde

eLearning für die Zukunft: Einer der Produkttypen, bei denen digitale Produkte besondere Chancen bieten, sind Lehrbücher und didaktische Inhalte. Dennoch ist es gerade hierzulande immer noch so, dass nur wenige Plattformen diese Chancen auch tatsächlich nutzen. Warum zum Beispiel eBooks als Medium für Lehren und Lernen noch quasi unbenutzbar sind (und wie man das ändern könnte), zeigt prototypr.io in einem aktuellen Blogbeitrag. Wie man mit Ansätzen rund um Blended Learning die digitale Lehre anschieben kann, haben wir jüngst in einem eigenen Beitrag zusammengefasst. Und einen didaktisch interessanten Ansatz zeigt O’Reilly mit einer frisch gelaunchten „Oriole“-Plattform: Problemstellungen aus Programmierung und Systementwicklung werden hier mit einer Web-basierten Lösung vermittelt, die als Media-Mashup aus Video-Tutorial, Text-Erklärungen, Code-Beispielen und interaktiven Komponenten aufgebaut ist.

 

So erreiche ich den Kunden

Mit eBook-Analytics den Kunden entschlüsseln: Die im Web mittlerweile gängigen Analytics-Methoden auf eBooks zu übertragen, das ist die Mission von Andrew Rhomberg mit seiner Firma Jellybooks. Auf Basis seiner ersten größeren Projekte sind aktuell einige höchst spannende Artikel mit den zentralen Insights erschienen, unter anderem bei Digital Book World oder auch in der New York Times. Wie immer bei Analytics-getriebenen Ansätzen wird es dabei aber erfolgskritisch sein, nicht nur Zahlen zu sammeln, sondern daraus auch die richtigen Schlüsse für Portfolio-Entwicklung und Vermarktung zu ziehen.

Und was man alles aus der Sicht eines globalen Ökosystems braucht, um die Kunden zu entschlüsseln, das zeigt ganz schön die Diskussion um den Beitrag über eine mögliche „Facebook-Suche“ von Jens Wiese: Die Frage ist berechtigt, denn Facebook unternimmt alles, um dem Kunden so nah wie möglich zu sein. Und doch steht das Unternehmen vor vielen kaum zu lösenden Fragen, will es ebenso viele und gute Daten erhalten wie Google das schon macht.

Neue Plattformen im deutschen Markt: Schon länger in Deutschland unterwegs ist Readfy mit seinem Modell einer kostenlosen, aber werbefinanzierten eBook-Flatrate. Nach einer weiteren Finanzierungsrunde versucht sich das Startup an einem Ausleihe-Modell für eBooks – grundsätzlich eine spannende Idee, bei der es wahrscheinlich erfolgsentscheidend sein wird, ausreichend werthaltigen Content für die Plattform zu akquirieren.

Wem es dagegen noch nie an Content gemangelt hat, ist Rowohlt: Mit Rowohlt Rotation bringt der Verlag sein eigenes Modell für kurze Texte in eBook-Form in den Markt. Gegenüber den anderen bekannten Kurztext-Modellen können die Inhalte hier nicht nur einzeln erworben, sondern auch in „Playlists“ zusammengestellt, mit eigenem Cover versehen und auf Wunsch auch direkt auf Mobilgeräte heruntergeladen werden.

Schon länger im Gespräch ist Oolipo, das Bastei-Lübbe-Imprint für mobiles Storytelling. Anläßlich der Leipziger Buchmesse wurden hier mehr Details bekannt: Mit einer eigenen App will das Label seine eigene Vorstellung vom Erzählen für Mobilgeräte entwickeln – mit einer Mischung aus enhanced eBooks und Scrollytelling-Websites wird hier ein ganz eigener Stil kultiviert, der ein wenig an die jüngst gelaunchten „Editions at play“ von Google erinnert.

Wer sich dagegen mit Content Marketing im Buchbereich befasst, dem sei ein Blick auf den gerade gestarteten Content-Blog von Hobbit Presse empfohlen. Sowohl optisch wie auch inhaltlich weht hier angenehm frischer Wind – und gerade Nischen-Genres wie Fantasy dürften sich für diese Art der engen Kundenbindung besonders eignen.

 

Die Umsetzung

Strategien – von unten nach oben: Die strategische Umsetzung der Transformation in ein Online- und Digital-Business ist stets eine große Herausforderung für jedes Unternehmen egal welcher Größe. Ein oft gewählter Weg ist dabei die Einführung agiler Prozesse – nicht immer leicht für Medienhäuser, deren Hauptgeschäft Inhalte für den Kunden ist. Wie man die Arbeit an Content mit agilen Methoden verzahnen kann, zeigt ein schöner Grundlagen-Artikel bei A list apart.

Harvard Business Review hat sich dagegen zahlreiche erfolgreiche Unternehmen aus der digitalen Welt angesehen und Schlüsselfaktoren für diesen Erfolg herausgearbeitet – eine Zusammenfassung der 4 wichtigsten Strategien findet sich hier auf dem HBR-Blog. Wie dringend notwendig diese Erkenntnisse sind, zeigt ein Artikel von Holger Schmidt auf netzoekonom.de: Danach treiben 60% der Großunternehmen in Deutschland die digitale Transformation nicht ernsthaft voran. Der Hauptgrund: Verteidigung bestehender Strukturen.

 

Hürden für die digitale Transformation

Die wesentlichen Gründe, warum die digitale Transformation in Deutschland nicht vorankommt. (Quelle/Copyright: netzoekonom.de)

 

Wir wünschen wie immer erkenntnisreiche Lektüre!

 

 

Mobile Publishing Update: #rpTEN-Special

0
0

Zum zehnten Mal fand sie diesen Mai in Berlin statt – die re:publica: Gewachsen vom Bloggertreffen zur Digital-Konferenz, ist sie noch immer einer der innovativsten und wichtigsten Treffpunkte, um am Puls des Netzes zu bleiben, die Trends der digitalen Entwicklung zu verfolgen und über den eigenen Tellerrand zu blicken. Aus diesem Anlass widmen wir unser aktuelles Mobile-Publishing-Update abseits der gewohnten Kategorien den Entdeckungen aus Berlin:

Die Lage: so mittel

So richtig ausgelassen ist die Stimmung trotz des „Klassentreffen-Charakters“ der Veranstaltung zu ihrem Jubiläum nicht, zu viele schwergewichtige Themen stehen auf der digitalen Agenda: von der Totalüberwachung im Netz bis zum um sich greifenden Hatespeech, der Überschattung durch die TTIP-Leaks von Greenpeace – da harrt noch einiges der Bearbeitung. Umgekehrt gibt es hier wie jedes Jahr so viel spannendes aus allen Bereichen der Netzwelt zu sehen, dass von digitalem Trübsal-Blasen überhaupt keine Rede sein kann. Ganz im Gegenteil.

 

Foto 02.05.16, 19 56 38

 

Hier aber ein Überblick über die spannendsten Themen für Publisher, Medienhäuser und Content-Anbieter:

 

Augmented Reality, Virtual Reality und 360-Grad-Video

Über ein Dutzend Sessions beschäftigten sich mit allen Aspekten der virtuellen Realität und ihrem Einsatz für Storytelling, Gaming, bildende Künste, Film und Newsmedien. Die Technologien werden alleine durch die Geräte-Generation dieses Jahres aller Voraussicht nach große Sprünge machen und die ersten Medien-Experimente glänzen durch wirklich spektakuläre Bildwelten.

Drei Beobachtungen jedoch zogen sich wie ein roter Faden durch alle Präsentationen:

  • Noch sind die Geräte relativ teuer, relativ schwer und man sieht darin merkwürdig aus bis an die Grenze der sozialen Akzeptanz. Damit besteht immer noch die Chance, dass die Technologien in der „Segway-Sackgasse“ landen.
  • Die Visualisierungen sind bereits jetzt beeindruckend bis spektakulär, allerdings bleiben die Talks dazu auf seltsame Weise hinter den Bildern zurück. Es scheint sehr viel schwerer zu sein, über AR/VR zu sprechen, als sie zu zeigen.
  • Die Kreativen in AR/VR müssen ordentlich umlernen in der medialen Inszenierung, der Dramaturgie und dem Einsatz von Stilmitteln. Oder, wie es in einer Session hieß: „VR ist ungefähr so radikal für die bildenden Künste wie die Einführung der Perspektive in der Malerei“.

Die interessantesten Sessions dazu hier in der Übersicht:

 

 

Gut zu diesen #rpTEN-Impressionen passt der ausführliche Hintergrund-Artikel der Wired zu Magic Leap, dem aktuell vielleicht interessantesten Startup im AR/VR-Bereich. Und Jonathan Ravasz zeigt auf Medium sehr anschaulich, wie Gestaltung und Design in virtuellen Realitäten funktionieren.

 

Digitales aus Papier

Für die Drucktechnik-Fachleute unter meinen Bekannten scheint es keine ganz neue Idee zu sein, für mich war die Demo jedoch wirklich spektakulär: Kate Stone zeigt in ihrem Talk „A new feel for print“ einen spannenden Weg für „digitale Print-Produkte“ ihrer Firma Novalia. Dabei werden mit leitfähigen Tinten, die in normalen Druckverfahren verwendet werden können, quasi Schaltungen und Halbleiter direkt auf Papier und Karton gedruckt. Der Effekt: es entstehen Touch-fähige Flächen auf der Druckseite, die z.B. dazu verwendet werden können, Impulse direkt an Mobile Apps oder Klangerzeuger weiterzugeben – das wäre eine Fundgrube an Ideen für die wirklich organische Verbindung von Print- und Digitalmedien:

 

 

Praktisch eingesetzt wurde die Technologie in Europa z.B. bei diesem Projekt zur Verknüpfung von Print-Broschüre und Mobile-App für Audi:

 

 

Lehren und Lernen im Digitalen

Auch der digitalen Lehre widmeten sich zahlreiche Sessions, das Spektrum reicht hier von Grassroots-Ansätzen in der Fortbildung über Dezentrale Klassenzimmer in Entwicklungsländern bis zu hochgestochenen multimedialen Ansätzen. Leider sind in diesem Thema nur wenige Talks online verfügbar, hier die interessantesten davon:

 

 

Die aktuellen Trends in diesem Bereich haben wir in letzter Zeit ebenfalls zusammengefasst, in Artikeln zu Chancen und Grenzen der digitalen Lehre, zu MOOCs und zu Blended-Learning-Konzepten.

Spannend erscheint uns auch ein Longread der Wired zur Strategie von Pearson Education: der Bildungskonzern versucht nicht nur, immer mehr Bereiche der Lernmedien zu dominieren, sondern auch, die Schulen dazu gleich mit zu übernehmen. Man wird sehen, ob diese Strategie aufgeht…

Und dass sich Investitionen in Fortbildung gerade jetzt lohnen, zeigt ein aktueller Artikel des Wallstreet Journal: trotz Automatisierung und Bots in der Arbeitswelt werden die Jobs für Wissensarbeiter stetig mehr.

 

Fanfiction und Selfpublishing

Für mich einer der Höhepunkte der re:publica war der Talk von Laurie Penny: Anhand der Storywelten der Popkultur wie Star Trek oder Harry Potter zeigt sie, wie sich die parallel dazu entwickelte Fanfiction zur emanzipatorischen Kraft entwickelt hat. Denn abseits vom „Monomythos“ der klassischen Heldenreise schreiben hier die Fans ihre eigene Geschichte abseits des klassischen Literatur-Kanons („a lot of dead white men – and Jane Austen“), egal wie schräg, queer oder pubertär sie auch sein mag.

Und der Vielfältigkeit des modernen Lebens kommt das auf jeden Fall zu Gute – jedenfalls scheint hier eine ganze Generation von schreibenden Jugendlichen ihren ureigenen Ausdruck von Diversity zu finden, wie es Laurie in ihrem Vortragstitel „change the story, change the world“ formuliert hat – im besten denkbaren Sinne. Der Eindruck scheint nicht nur bei mir hängen geblieben zu sein, denn neben dem schon sehr netten Artikel der Wired hat sogar die FAZ Laurie Penny einen sehr ausführlichen und ungewöhnlich wohlwollenden Bericht gegönnt.

 

Von Dauerkritikern und Wutbürgern: Hass im Netz

Ebenfalls ein brandaktuelles Thema in Berlin war die aufgeladene Stimmung im Netz, die sich in den öffentlichen Kontroversen der letzten Monate Bahn gebrochen hat. Gleich mehrere exzellente Sessions widmeten sich diesem Komplex:

Ingrid Brodnig legt in ihrer Session „Warum Lügengeschichten so gut funktionieren“ die Mechanismen von Hass-Kommentaren und Shitstorms offen und zeigt, wie schnell der Weg vom hastig getippten Post über den Hoax bis hin zur veritablen Staatskrise gehen kann:

 

 

Kübra Gümüşay dagegen nimmt „Organisierte Liebe“ zu ihrem Motto: in ihrer leidenschaftlichen Rede, die viel Echo auf der re:publica gefunden hat, fordert sie dazu auf „die Kommentarspalten zu fluten“ und die positive Emphase zu teilen, denn: „der Hass ist bereits organisiert“:

 

 

Leider noch nicht online verfügbar ist der brilliante Talk von Carolin Emcke, die die „Raster des Hasses“ im Netz ebenso treffend wie rhetorisch exzellent seziert – immerhin aber im Bericht von T3N nachzulesen. Ganz aktuell zum Thema passt ebenfalls der lesenswerte Longread „Das Internet als Kritikmaschine“ von Christoph Kappes.

Und auch wenn uns dieses Thema in den Verlagen und Medienhäusern zunächst nur mittelbar betreffen mag: es ist immer wieder wichtig, sich beim Publishing im Netz deutlich klar zu machen, wie polarisiert und aufgeladen die Kommunikation um uns herum aktuell ist – und dass diese Rahmenbedingungen es öfter nötig machen werden, eine klare Haltung einzunehmen.

 

Digitale Cargo-Kulte

Gunther Dueck widmet sich mit stets beißendem Humor den „digitalen Cargo-Kulten“: Ähnlich wie beim historischen Vorbild geschieht es auch in der digitalen Wirtschaft immer wieder, dass bei Trends und Methoden die Kausalitäten völlig missverstanden und in der Folge Buzzwords unreflektiert, aber quasi kultisch verehrt durch die Organisationen getrieben werden. Vom QR-Code über Social Media Marketing, von agilen Methoden bis Design Thinking – die Liste der Mißverständnisse ist lang, und jeder vom mittleren Management aufwärts wird davon sein Liedchen singen können…

 

 

Wir wünschen wie immer aufschlußreiche Lektüre bzw. unterhaltsames Nachverfolgen des digitalen Treibens in Berlin!

 

 

Start-ups aus Indien: das Beispiel Juggernaut

0
0

Nicht nur in Deutschland sprießen jedes Jahr neue Startups in der Verlags- und Medienbranche aus dem Boden. Sie versuchen, aus dem Schwung der Digitalisierung ihr ganz eigenes Modell für ein unwiderstehliches Angebot für den Kunden zu entwickeln. Und viele scheitern: am Geschäftsmodell, an der Kundenakzeptanz und manchmal schlicht an sich selbst. Auf unserer letzten Seminarreise nach Indien haben wir uns mit Juggernaut ein Modell für digitales Lesen angesehen, das uns besonders instruktiv erscheint für das Thema Produktentwicklung in Märkten mit großen Herausforderungen. Natürlich ist das hier entwickelte Modell nicht direkt auf Europa übertragbar – die Anpassung des Angebots an den Kundenbedarf und die besonderen Marktbedingungen sind aber sicher auch für Business Developer hierzulande interessant:

Das Marktumfeld

Wie wir auf unseren letzten Reisen bereits live erleben durften, gehört Indien mit zu den „emerging markets“, mit denen weltweit besondere Hoffnungen verbunden werden. Mit seiner im Vergleich zu Europa riesigen Bevölkerung sind die potenziellen Käuferschichten entsprechend groß, die Mentalität ist sehr offen gegenüber neuen Technologien und den mobilen Ökosystemen. Dementsprechend herrscht unter den Anbietern von Digitalmedien Goldgräberstimmung, sowohl bei lokalen Publishern, als auch bei internationalen Playern wie Amazon, die trotz einiger Schwierigkeiten im Markt nach Indien expandieren.

Dennoch darf man nicht verhehlen, dass der indische Markt erhebliche Herausforderungen in sich birgt: Für Verlage existiert bisher keinerlei landesweite Distributions-Infrastruktur für physische Produkte. Der Markt ist extrem preissensibel und sowohl analog wie digital ist unsanktionierte Piraterie an der Tagesordnung. Zwar ist das Smartphone allgegenwärtiger als irgendwo in Europa, aber die Regel sind Billigst-Android-Geräte und von einer verlässlichen Verfügbarkeit von performantem Mobilnetz kann keine Rede sein. Keine idealen Voraussetzungen für das schnelle Geld beim Digitalmedien-Angebot also. Welche Modelle entwickeln aber indische Startups, um unter diesen Bedingungen erfolgreich zu sein?

Das Fallbeispiel Juggernaut

CHiki-Sarkar

Chiki Sarkar, die Gründerin von Juggernaut (Quelle/Copyright: www.juggernaut.in)

Die Gründerin Chiki Sarkar kommt zwar aus der Führungsspitze der indischen Division von Random House, hat sich aber für Juggernaut mit dem Digital-Spezialisten Durga Raguath zusammengetan, hinzu kommen Investoren und Business Angels wie Infosys, BCG India und Fabindia. Mit Juggernaut kommt ein App-basiertes Modell für digitale Kurztexte in den indischen Markt, das speziell auf den Erwerb und Konsum auf Mobilgeräten ausgelegt ist. „Mobile first“ wird hier nicht nur für die Anwendungsentwicklung, sondern für das gesamte Geschäfts- und Angebotsmodell gedacht. Und so kommt es, dass das Startup nicht nur in Branchenorganen, sondern bis hin zur Forbes lobende Erwähnung gefunden hat.

 

juggernaut-full

„tailored for mobile and for India“: bereits die Landingpage macht deutlich, wo hier die Schwerpunkte gesetzt werden. Und in den Details des Angebotes setzt sich die Fokussierung fort. (Quelle/Copyright: www.juggernaut.in)

 

Mobile first, digital first – by design

Zunächst einmal geht es also „nur“ um eine Mobile App zum Lesen digitaler Texte – was aber macht das Besondere dieses Angebotes für den indischen Markt aus?

  • Die Angebotsform: Die Inhalte können nur über die App erworben und gelesen werden. Damit wird das (in der Praxis ganz erhebliche) Problem der Piraterie umgangen – denn über die Tatsache hinaus, dass schon die Gesetzgebung zum Schutz von intellektuellem Eigentum mehr als lax ist, sind Gesetzesverstöße kaum einklagbar.
  • Mobile first: Zum Ausgleich sind App und ihre Inhalte in jedem Detail optimiert auf die Nutzung mit dem Smartphone – nicht nur was Webtypographie und Funktionen angeht, auch Social-Sharing-Optionen wurden von Anfang an mit integriert.
  • Android first: Bei der App-Entwicklung wurde zwar von vorneherein auf Android und iOS hingearbeitet – aber die Android-Version war bereits einige Monate früher auf dem Markt: eine ausgesprochen sinnvolle Strategie in einem Markt, in dem 80-90% der Nutzer mit Android-Smartphones chinesischer Noname-Anbieter unterwegs sind.
  • Pricing und Geschäftsmodelle: Das Preismodell ist extrem niedrigschwellig ausgelegt: einzelne Titel beginnen bereits bei 10 Rupien im Einzelverkauf (etwa 15 Cent), die teuersten Titel liegen um die 100 Rupien (etwa 1,50€). Für das Abomodell sind Tagespässe im Preisbereich um die 20 Cent und ein Monatsabo für etwa 5 Euro in der Diskussion. Für den preissensiblen indischen Markt macht das Sinn (Amazon hat sich hier mit dem regionalen Anbieter Flipkart z.T. Preiskämpfe geliefert, bei denen es um Preisunterschiede im Cent-Bereich ging) – die Monetarisierung muss hier immer über die Masse der Verkäufe gehen.

 

juggernaut-crafted-for-mobile

„Crafted for mobile“ – dieser Design-Ansatz zieht sich durch alle Teile des Angebots (Quelle/Copyright: www.juggernaut.in)

 

  • Titelauswahl: Die Titelauswahl wurde auf das mobile Lesen kurzer Texte hin vorgenommen – alleine bei den immensen Massen von Pendlern in den indischen Großstädten wird hier eine relevante Kundengruppe angesprochen. Neben einzelnen Literatur-Klassikern sind vor allem Titel zu finden, die sehr spezifisch auf den indischen Geschmack abgestimmt sind. Juggernaut akquiriert aktuell bei vielen kleinen Verlagen des Landes Content für den Ausbau der Plattform, statt sich an internationalen Bestsellern zu orientieren.
  • Discoverability: Neben einzelnen Titelvorschlägen werden die Inhalte auch in Themen-Channels gebündelt, neben klassischen Bündelungen wie „Fiction“, „Politics“ oder „Crime“ werden hier auch Channels für die Nutzung wie „Best stories to commute“ oder regionale Themen wie „India vs. Pakistan“ angeboten.
  • Nutzer-Interaktion: Rezensionen und Ratings können in Community-orientierten eReading-Apps ja fast schon als selbstverständlich angesehen werden – dazu kommen Funktionen wie Interaktions-Möglichkeit mit den Autoren, Geschenk-Gutscheine für Freunde sowie der Ausbau des Portfolios durch Serien, Bilderbücher, Graphic Novels und Hörbücher.
  • Mobile Payment: Von Anfang an sind die in Indien gängigsten Bezahlsysteme für Mobile Payment mit in der App integriert. Auch das ist für einen Erfolg nahezu unabdingbar, denn bargeldloses, mobiles Bezahlen ist in diesem Markt bereits sehr viel verbreiteter als in Europa und gehört zu einem mobilen Angebot schlicht dazu.

 

juggernaut-payment

Auch Mobile Payment gehört zu einem unwiderstehlichen Angebot: Erst wenn nicht nur das Suchen und Finden von Lektüre, sondern auch das Kaufen und Lesen nahtlos und in Sekundenschnelle möglich sind, werden die Hürden für die Monetarisierung so niedrig wie möglich gelegt. (Quelle/Copyright: www.juggernaut.in)

 

Was also auf den ersten Blick wie eine eReading-App unter vielen aussieht, ist in den Details ein ausgesprochen durchdachtes, kluges Modell, das passgenau für eine sehr spezielle Situation entwickelt wurde. Man merkt, dass hier viel Zeit in Markt- und Zielgruppen-Analyse und die Entwicklung eines darauf abgestimmten Angebotes investiert wurde. Und diese Investition kann im Zweifelsfall entscheidender für den Erfolg sein als der Kapitaleinsatz an sich – egal ob in Indien oder hierzulande.

 

 

Viewing all 95 articles
Browse latest View live




Latest Images

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

HANGAD

HANGAD

MAKAKAALAM

MAKAKAALAM

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Vimeo 10.6.1 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.6.1 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.6.0 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.6.0 by Vimeo.com, Inc.

Re:

Re:

Re:

Re: